Von oben sieht alles ganz anders aus – und Lake Tekapo noch schöner!

Da wir Tekapo als unseren neuen Lieblingsplatz in Neuseeland krönten, war für uns klar, dass wir mindestens noch einen Tag an diesem besonderen Ort bleiben wollten. Nachdem wir so einen entspannten Tag am See verbracht hatten, wollten wir am frühen Abend hoch hinaus und wanderten den „Mt John Summit Walk“. Dieser führte durch einen Wald bis zur Spitze des Berges, wo ein Observatorium und ein kleines Café positioniert waren. Was jedoch viel mehr beeindruckte, war die zauberhafte 360-Grad-Aussicht auf Lake Tekapo, die Stadt und die umliegende Landschaft. Wir waren sprachlos!

Natürlich wollten wir spät abends nochmal den Sternenhimmel genießen. So bereiteten wir das Abendessen vor und warteten gespannt. Da der Himmel jedoch ziemlich bewölkt war, befürchteten wir, dass die Sterne durch Wolken verdeckt sein würden. Und leider bestätigte sich unsere Befürchtung. Doch da wir den Tag zuvor eine wunderschöne Sternennacht erfahren durften, hielt sich die Enttäuschung in Grenzen und wir fuhren munter weiter zum nächsten Highlight, wo wir schließlich auf einem Campingplatz einschliefen.

Good morning Lake Pukaki!
Nach dem Aufwachen an einem kleinen See in der Nähe vom wahren Lake Pukaki konnten wir es kaum erwarten, den größten der Seen zu sehen. Und dieser zeigte sich uns von seiner schönsten Seite: Mit strahlend blauem Himmel glänzte der See in hellblau. Er ähnelte sehr Lake Tekapo, war jedoch noch unberührter und naturbelassener. Am Horizont konnte man sogar Mt Cook erspähen. Diesem widmeten wir uns jedoch erst die nächsten Tage…

So entspannten wir uns den Mittag am wunderschönen See, aßen Sandwiches und genossen die Aussicht. Am Nachmittag wollten wir den einstündigen „Kettlehole Track“ wandern. Wir parkten am Carpark und los ging’s! Doch nach fünf Minuten wurde der Trampelpfad durch einen Stacheldrahtzaun versperrt, was uns dezent komisch vorkam. Mit mehr oder weniger eleganter Geschicklichkeit hatten wir es nach einigen Minuten geschafft, den Zaun zu überqueren und gelangten nach weiteren fünf Minuten an einen wunderschönen Aussichtspunkt, der den ganzen See zeigte. Dort setzten wir uns auf einen großen Stein, sonnten uns und konnten gar nicht genug von der Landschaft bekommen.
Wieder zurück am Carpark erkannten wir auf einmal die Wegpfeiler, die den „Kettlehole Track“ ausschilderten. Ups, wir waren den komplett falschen Weg gelaufen! Aber dieser war vielleicht umso schöner…

Nächste Mission: Mount Cook!
Dieser Berg ist mit seinen 3724 Metern Höhe der höchste Berg Neuseelands – und genau den wollten wir am nächsten Tag besuchen!
Schnell mussten wir jedoch feststellen, dass Mount Cook nicht nur der höchste Berg Neuseelands, sondern vermutlich auch gefühlt der kälteste Ort des Landes ist. Denn als wir aus dem Auto ausstiegen, hatte es gerade mal 6 Grad und Überraschung: Es regnete!

Unseren Plan, den dreistündigen „Hooker Valley Track“, der durch das Tal führte, zu wandern, schmissen wir so erstmal über den Haufen. Stattdessen fuhren wir zum „Aoraki/Mr Cook Visitor Center“, um uns dort über die „Mueller Hut Route“, an die wir uns den Tag darauf wagen wollten, zu informieren.
Zum Glück verwandelten sich die Wassermassen später in ein leichtes Nieseln, sodass wir den Hooker Valley Track tatsächlich noch laufen konnten (zwar dick eingepackt und mit Regenjacke, aber immerhin). Obwohl dieser touristischer war als erwartet, bekamen wir auf einem abwechslungsreichen Pfad inklusive Hängebrücken einen ersten Eindruck von der mit Schnee, Seen und Gletscher durchzogenen Landschaft – Wow!

Abends gingen wir ausgelaugt von der Kälte früh ins Bett, denn am nächsten Tag stand uns ein herausfordernder Tag bevor. So stellten wir den Wecker auf 5.55 Uhr, um pünktlich zum Sonnenaufgang mit der achtstündigen Wanderung zu beginnen.

Als wir nach unserer bisher kältesten Nacht der kompletten Reise aufwachten, schien die Sonne schon durch den Spalt zwischen Vorhang und Fenster. Verwunderung. Blick auf die Uhr: 7.23 Uhr! Wir wollten uns bereits vor einer halben Stunde auf den Weg machen! Wie konnte das passieren?!
Nach dem ersten Schock realisierten wir, dass Lars‘ Handy aufgrund der eisigen Kälte selbstständig geworden und sich ausgeschalten hatte, sodass der Wecker nicht geklingelt hatte…

So schnell wie möglich hüpften wir aus dem Camper, packten alles zusammen, kochten gleichzeitig Porridge, zogen uns warm an und tauten unsere Eisfinger an der Kochplatte auf. Um 8.30 Uhr konnten wir endlich starten und wanderten los wie die Verrückten, um auf dem Rückweg der achtsstündigen Wanderung genug Zeit zu haben. Nach ein paar Metern Fußmarsch kam das erlösende Schild:

Tatsächlich dauerte die „Mueller Hut Route“ von unserem Parkplatz aus nur sieben Stunden – was ein Glück!
Viel entspannter konnten wir nun die Wanderung angehen und stapften motiviert den Berg hinauf. Was am Anfang ein entspannter Kiesweg war, entwickelte sich schnell zu Treppenstufen – und zwar nicht nur ein paar, sondern tausende! Eineinhalb Stunden erklommen wir so Stufe um Stufe. Doch je höher wir kamen, desto sicherer wurden wir, dass wir bis ganz nach oben steigen wollten. Der Ausblick wurde immer schöner, doch auch wortwörtlich immer atemberaubender…

Nach eineinhalb Stunden hatten wir die erste, spektakuläre Stelle erreicht: „Seals Tarn“. Von dort aus konnte man das ganze Tal mit den Seen überblicken, und man hatte eine tolle Aussicht auf den schneebedeckten Mount Cook und die Gletscher. Ein toller Ort, um die erste Pause einzulegen. Immerhin hatten wir schon die Hälfte von 1000 Metern Aufstieg geschafft…

Mit neuer Energie starteten wir nun den zweiten Abschnitt der „Mueller Hut Route“, der dem Promo-Video der Wanderung zufolge noch schwieriger war. Und das war er! Uns erwarteten steile Hänge, lose Felsbrocken und rutschiger Matsch. Der Aufstieg forderte uns mit kurzen Klettereinlagen und beinahen Stürzen stark heraus, jedoch wärmte die Sonne uns den Rücken und wir wussten: Wir wollten es schaffen! Wir wollten an die Spitze des Berges gelangen!

Und endlich: Nach weiteren eineinhalb Stunden kamen wir keuchend und erschöpft am Bergkamm an. Doch die Aussicht war wirklich einmalig, wir waren beide einfach nur sprachlos und geflasht von der Landschaft:

Noch eine halbe Stunde bis zu unserem eigentlichen Ziel, die „Mueller Hut“! Das letzte Stück der Route führte uns am Bergkamm entlang über große Felsen. Und dann erblickten wir die knallrote Hütte in der Ferne. Stein, noch ein Stein, noch ein Stein – geschafft!

Auf der Terasse der Hütte ruhten wir uns aus, legten die Füße hoch und ließen die Seele baumeln. Von dort aus konnten wir Gletscher sehen. Gleichzeitig beeindruckt und bestürzt beobachteten wir, wie einzelne Brocken der Gletscher in die Tiefe stürzten und krachend an einer Felskante zerbrachen. Man konnte es förmlich hören! Noch nie hatten wir so deutlich vor Augen geführt bekommen, was der Klimawandel anrichtet…

Auf der Hütte lernten wir zwei deutsche Mädchen kennen, mit denen wir uns über unsere Erfahrungen in Neuseeland austauschten. So vergingen zwei Stunden, in denen wir uns Cookies essend unterhielten und über die Landschaft staunten.
So gerne wären wir auf dem traumhaften Berg geblieben, auf dem wir trotz Sommer endlich den vermissten Schnee gefunden hatten.

Zu schön war das Wetter, zu herrlich die Aussicht. Jedoch war die Hütte für diese Nacht ausgebucht gewesen, sodass wir uns schließlich wieder auf den Rückweg machen mussten.
Schweren Herzens verabschiedeten wir uns von der „Mueller Hut“, dem tollen Ausblick und den Gletschern und machten uns auf den steilen Weg zurück zum Bergfuß. Schotter, Geröll, Matsch, und dann Stufe um Stufe um Stufe…

Um 17.30 Uhr kamen wir nach einem langen, aber sehr erfolgreichen Tag am Bergfuß an. Der Muskelkater für die nächsten Tage war auf alle Fälle vorprogrammiert…

Kategorien: Neuseeland

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