150 Inseln, türkisblaues Wasser, weißer Sandstrand, Segelboote weit und breit und auf den Inseln nichts als Fußspuren von barfuß tapsenden Touristen:
Die „Bay of Islands“.

Dieses Naturwunder wollten wir natürlich nicht verpassen. So buchten wir kurzfristig eine Segeltour mit dem Boot „She’s a lady“.
Da wir uns erst einen Tag im Vorraus für die Tour entschieden hatten, konnten wir uns glücklich schätzen, dass wir noch die letzten zwei Plätze auf dem Boot ergattern konnten.
Dabei war es die entspannteste Buchung, die wir je hatten. Am Telefon hieß es: Ich sehe euch um viertel vor 10 auf meinem Boot – bringt das Geld einfach in Cash mit. See you!

Früh morgens fuhren wir so von unserem Campingplatz in Whangarei los, um pünktlich um 9.45 Uhr am Wharf in Pahia anzukommen. Dort parkten wir auf einem kostenlosen Parkplatz, der ein Geheimtipp eines Locals war – man muss nur die richtigen Leute fragen!
Und dann ging es auch schon aufs Boot:
„Wanna spent your day on „She’s a lady“? Come in!“ , begrüßte uns Dave, ein kleiner Mann mit langem, schwarzem Zopf und lässigem Bart. Anschließend bekamen wir von unserem Guide ein paar Sicherheitseinweisungen und den Plan des heutigen Tages vorgestellt. Viel spannender war jedoch Daves Geschichte: Er hatte 17 ganze Jahre auf einem Segelboot gelebt, war auf dem Meer aufgewachsen und mit seinen Eltern um die ganze Welt gesegelt. Man konnte sich denken, dass dieser Vollblut-Segler spannende Geschichten, die wir im Laufe des Tages erfahren würden, zu erzählen hatte…

Die Tour war ausgeschrieben als „interaktive Segeltour“, bei der man auf dem Boot mithelfen und ein bisschen „Segeln für Anfänger“ lernen konnte.
Gesagt, getan!
Zuerst packte Dave die Landkarte aus und zeigte uns die geplante Route. Zudem erklärte er uns wichtige Grundlagen, die wir beim Kartenlesen beachten mussten. Und schon durfte der Erste ans Steuerrad. Als wir schließlich aus dem Hafen rausgeschippert waren, hieß es: Segel hissen! Zusammen richteten wir das Segel nach dem Wind aus und stachen in See. Auf unserem Weg zu den Inseln sahen wir leider weder Wale noch Delfine, die man mit Glück in dieser Gegend beobachten kann, aber dafür konnten wir kleine Pinguine durch das Wasser paddeln sehen – wie süß!

Das Segelboot brachte uns an verschiedenen Inseln, die Dave alle mit Namen der Maoris kannte, vorbei bis zur idyllischen „Stingray Bay“. Dort hatte Dave verschiedene Aktivitäten im Angebot, während er das Mittagessen vorbereitete. Man konnte Kayak fahren, im Meer baden und über einen Wanderweg auf die Spitze der Insel laufen. Wir entschieden uns, zusammen mit dem Deutschen Jan zuerst den steilen Weg auf die Hügelspitze zu wandern. Dabei riet Dave uns, den Walk barfuß zu laufen, da es nichts Besseres gäbe, als barfuß durchs neuseeländische Gras zu stapfen. So zogen wir barfuß los und erreichten nach einem kurzen, steilen Aufstieg unser Ziel. Und der Ausblick war rundherum wunderschön und atemberaubend! Wie die grellgrünen Inselrücken mit dem kristallklaren, blauen Wasser verschwammen…

Nachdem wir den Hügel wieder hinabgeklettert waren und uns im Meer abkühlen wollten, flog plötzlich ein Sonnenschirm von einem Segelboot ins Wasser uns drohte, zu versinken. Jedoch waren die Besitzer des Bootes weit und breit nicht zu sehen. Nun war der Schirm nur noch zur Hälfte sichtbar. Alarm!!! Lars und Jan starteten eine spontane Rettungsaktion, sprangen ins Wasser und schwammen um ihr Leben – oder eher um das Leben des Sonnenschirms. Kurz vor dem Untergehen packten sie ihn und hievten ihn mit Mühe und Not auf das Segelboot.
Vom Strand aus bekamen sie viel Lob von Schaulustigen, nur die Besitzer des Bootes bemerkten bei ihrer Rückkehr nicht einmal, dass ihr Sonnenschirm etwas durchweicht war…

Nach der sportlichen Rettungsaktion und einer kleinen Kayak-Tour hatten wir uns das Mittagessen reichlich verdient. Dave brachte mit einem kleinen Motorboot Sandwiches, Obst und Cookies ans Ufer. Am Strand genossen wir die Sandwiches, die nach Dave mit „Liebe und Musik“ gemacht worden waren. Außerdem lauschten wir spannenden Geschichten aus Daves Kindheit. Irgendwann mussten wir leider den Rückweg antreten, obwohl wir noch ewig weiter Cookies-essend Dave über seine interessante Vergangenheit ausquetschen hätten können.

Zurück auf „She’s a lady“ drehten wir den Kurs wieder in Richtung Festland und hissten die Segel. Nun durften auch wir mal ans Steuer und durch das Meer segeln – wer hätte das gedacht?

Nach einem langen Tag und einer einzigartigen Tour im Bay of Islands verabschiedeten wir uns im Hafen von Dave und liefen zurück zu unserem Auto, um einen Campingplatz für die Nacht zu finden.
Doch dort erwartete uns eine böse Überraschung: Boom! Das Auto ging nicht an!
Schlüssel raus, rein, Tür auf, Tür zu, NICHTS!
Was sollten wir tun?
Okay, durchatmen, erstmal den Jucy-Vermieter-Service anrufen…
Von einer Asiatin wurde Lars in einem Englisch-Chinesisch-Mischmarsch mehr oder weniger deutlich gemacht, dass sie einen Mechaniker schicken konnte, dieser aber auf unsere Kosten fallen würde, wenn es als unser Fehler festgestellt werden würde – Na toll!
Da wir keine Lust hatten, dieses Risiko einzugehen, musste eine andere Lösung her: Wir mussten jemanden mit einem Jumper-Cable finden, der uns Starthilfe geben könnte. Hoffnungslos stellten wir uns darauf ein, den ganzen Abend an Türen zu klingeln und nach solch einem Kabel zu bitten. Zunächst versuchten wir, Passanten auf dem Parkplatz anzusprechen, aber bereits die ersten hatten nicht einmal ein Auto dabei! Das konnte ja heiter werden…

Doch bei unserem zweiten Versuch hatten wir Glück: Wir fragten einen jungen Mann mit einem alten, schrulligen Camper. Und tatsächlich: Er hatte ein Jumper-Cable – und er wusste sogar, wie man es anwendete. Juhu!
Und schwupps, unser Auto funktionierte eine halbe Stunde später wieder. Damit hatten wir nicht gerechnet!
Während der Wiederbelebung erkannten wir auch das Problem, das unser Auto stillgelegt hatte: Wir hatten aus Versehen während unserer gesamten Segeltour sechs Stunden lang die Scheinwerfer brennen lassen…

Abends trafen wir uns nochmal mit Jan zum Abendessen, bevor wir schließlich nach einem aufregenden Tag einschliefen.

Am nächsten Morgen erwartete uns zunächst eine lange Fahrt. Heute wollten wir den nördlichsten Punkt Neuseelands erreichen: Das Cape Reinga!

Unsere Mittagspause machten wir auf der Karikari-Peninsula, die mit tollen Stränden bestückt ist. In einer traumhaften Bucht genossen wir die Aussicht und machten ein Nickerchen, bevor es dann schnurstracks zum Cape Reinga ging.

Und das war die lange Fahrt schließlich wert: Beeindruckend ragte das letzte Stück Land aus dem Wasser. Zudem treffen sich am Cape Reinga zwei Meere, der Tasmanische und der Pazifische Ozean. Dies kann man tatsächlich im Wasser erkennen, wenn die Wellen aufeinander treffen. Nach einem kleinen Fotoshooting machten wir uns schließlich auf den Weg zum Campingplatz, der zwei Minuten vom Kapp entfernt direkt am Strand lag. Im Sonnenuntergang aßen wir mit Strandblick zu Abend…

Voller Energie startete der nächste Tag mit einer Wanderung durch die Hügel der nördlichsten Spitze Neuseelands. Dort trafen wir unsere ersten, neuseeländischem Schafe – und vor allem den ersten, waschechten Kiwi, das Wappentier Neuseelands!

Für den Mittag hatten wir eine außergewöhnliche Aktivität geplant: Sandboarding in den gigantischen Dünen von Te Paki!

Dies funktionierte, wie folgt:

  • Sandboard leihen
  • Sanddünen schwitzend hochschnaufen
  • auf das Brett liegen
  • mit dem Kopf vorraus die Düne wie ein Verrückter herunterrasen

Tatsächlich klingt das einfacher als gedacht.
Bis wir es endlich schafften, die Düne perfekt herunterzufahren, schmiss das Brett uns ein paar Mal in den Sand und ließ uns akrobatische Darbietungen zeigen. Aber sieht selbst:

Von Kopf bis Fuß mit Sand paniert schlappten wir außer Atem zurück in unser Auto und hofften, so schnell wie möglich eine Dusche – oder zumindest einen Gartenschlauch – zu finden…

Kategorien: Neuseeland

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