Vorhang auf: Wir sehen die Sonne über der Bucht aufgehen. Dass das in den nächsten sechs Wochen unser Alltag sein würde, daran mussten wir uns erstmal gewöhnen…

An diesem wunderschönen, ersten Morgen im Camper packten wir unsere Kochplatten aus und bereiteten das Frühstück vor. Dann genossen wir unser Früchte-Porridge mit Meerblick.
Nachdem wir mit Zuhause telefoniert hatten, machten wir uns auf den Weg nach Akaroa, die bekannteste Stadt der Banks Peninsula. Dort schlenderten wir gemütlich durch die Läden und waren begeistert von der Atmosphäre in der Bucht von Akaroa. Anschließend entschieden wir uns, anstatt den schnelleren Highway den sogenannten „Tourist Drive“ entlang zu fahren. Auf dieser kurvigen Straße hatte man einen atemberaubenden Ausblick auf die tolle Landschaft der Zahnrad-Halbinsel:

Fasziniert von den grünen Hügeln inmitten blauen Buchten bemerkten wir gar nicht, wie die Straße immer mehr Kurven schlug, sodass es uns fast schlecht wurde und wir froh waren, wieder auf den Highway in Christchurch zu fahren.

Den restlichen Mittag verbrachten wir mit der Autofahrt zum nächsten Highlight der Südinsel: Kaikoura, das Tierparadies!

Am frühen Abend suchten wir uns einen Campingplatz kurz vor der Stadt und fanden einen – direkt am Meer!
Mit Ausblick auf die idyllische Küste Neuseelands schliefen wir ein…

Am nächsten Tag planten wir den „Kaikoura Coastal Walk“, eine dreistündige Wanderung, die an zwei Seehund-Kolonien vorbeiführen sollte. Im Visitor Center informierten wir uns über die Wanderroute und liefen motiviert los. Unsere Vorfreude auf die Seehunde war riesengroß. In diesem Moment wussten wir noch nicht, dass wir etwas zu vielen Seehunden gegenüber stehen würden…
Die Wanderung führte uns zunächst am Strand entlang. Der Blick über das Meer bis zu den immensen Bergen am Horizont war einmalig!

Dann kamen wir an der ersten Seehund-Kolonie vorbei – aber von Kolonie war da nicht viel zu sehen. Schon von Weitem sahen wir eine Menschentraube mit Kameras im Halbkreis stehen. Auf einem Felsen lag ein einzelner, dicker Seehund und ließ sich von seinen Bewunderern keineswegs stören, sondern schlief seelenruhig in der Sonne. Obwohl es sehr spannend war, das Tier aus der Nähe zu beobachten, waren wir etwas enttäuscht. Von Erzählungen erwarteten wir hunderte von Seehunden in Kaikoura. Aber auf der Wanderung sollten wir noch an zwei weiteren Kolonien vorbeikommen, vielleicht hatten wir Glück…

Jedoch auch am zweiten „Seehund-Spot“ hatten die Seehunde keine große Lust, sich Besuchern vorzustellen. Einen sahen wir von Weitem auf einem Felsen im Meer sitzen, ein anderer hatte sich im Schatten eines Busches versteckt.
Die Hoffnung auf spannende Seehund-Schnappschüsse hatten wir schon fast verloren, bis wir an der Küste entlang zu der dritten Seehund-Kolonie wanderten.
Und dort kamen wir aus dem Staunen gar nicht mehr heraus: Mindestens 100 Seehunde saßen auf den Felsen direkt an der Küste, sonnten sich und tollten im Wasser herum. Das größte Highlight waren Seehund-Babys, die miteinander rauften – zuckersüß! Wir kamen aus dem Fotos schießen gar nicht mehr heraus…

Nach zwei Stunden Seehund-Beobachtung konnten wir uns endlich von den faszinierenden Tieren lösen und führten unsere Wanderung fort. Diese leitete uns durch wunderschöne Küstenlandschaft. Für unsere Wanderpause kletterten wir auf einen kleinen Hügel, von dem wir einen gigantischen Ausblick genießen konnten. Als wir den Hügel wieder hinabstiegen, gab es zwei Wege, zwischen denen wir uns entscheiden mussten. Leider gab es jedoch weder Schilder und Pfeiler. Da einer jedoch auf den Berg hinaufführte, entschieden wir uns für den anderen Weg, der an der Küste entlang führte – es war ja nun mal ein „Coastal Walk“.
Später bereuten wir unsere Entscheidung wieder…

Unwissend liefen wir den Trampelpfad entlang und fokusierten uns so sehr auf den tollen Ausblick auf das Meer, dass wir gar nicht bemerkten, wie am Wegrand immer mehr Seehunde auftauchten. Wir dachten uns nichts dabei und liefen einfach weiter. Schließlich wurden wir für unseren Leichtsinn bestraft mit einer gefährlichen Herausforderung. Der Weg führte zwischen zwei Felsen hindurch, jedoch lagen im Durchgang vier große Seehunde, die uns genau beobachteten. Wie wir von Warnschildern gelernt hatten, sollte man unbedingt einen Abstand von zehn Metern zu den Tieren, die bei Provokation aggresiv und ganz schön schnell werden konnten, halten sollte.
Jetzt konnten wir diese Sicherheitsbedingung leider nicht einhalten, denn wir mussten durch ein drei Meter breites Felstor durch!

Langsam näherten wir ins Schritt für Schritt an, doch sobald wir uns bewegten, hoben die Seehunde ihre Köpfe. Und diese Tiere waren nicht mehr so niedlich wie die Seehundbabys von zuvor, sondern vielmehr angsteinjagend. Leslie traute sich als erste und lief vorsichtig zwischen den Seehunden durch – geschafft! Jetzt musste nur noch Lars an den Tieren vorbei kommen. Das war jedoch gar nicht so einfach: Als er den ersten Schritt machte, fing einer der Seehunde an zu fauchen – Oh!

Letztendlich war Lars gefühlte Stunden später auch auf der anderen Seite angekommen. Doch dort fühlten wir uns nicht gerade sicherer. Wir befanden uns irgendwo im Nirgendwo zwischen Felsen und Meer. In jeder Ecke lag ein Seehund und von anderen Touristen war weit und breit keine Spur. Je weiter wir liefen, desto mehr wurde uns bewusst, dass wir eindeutig den falschen Weg ausgesucht hatten, genauergesagt: Da war nicht mal ein Weg!

Nach sechs Stunden schafften wir es dann irgendwie, zumindest die Stadt wieder in der Ferne zu sehen – und dann endlich das Schild: Wir waren zurück auf dem offiziellen Walk angekommen!

Doch als wir in Google Maps den Weg zurück nach Kaikoura suchten, offenbarte es uns die Überraschung, dass wir noch 40 weitere Minuten laufen mussten. Unsere Beine brannten und unsere Motivation ließ auch zu Wünschen übrig. Doch Lars hatte eine originelle Idee: Er wollte „Hitchhiking“ ausprobieren. Während Leslie sich sicher war, dass es nie klappen würde, und schnurstracks weiterlief, hielt Lars seinen Daumen in die Höhe. Und tatsächlich: Nach einer halben Minute hielt das erste Auto an und ein smarter, junger Mann mit amerikanischem Akzent fragte: „Need a ride?“
So kam es, dass wir zu zweit auf dem Beifahrersitz zwischen Surfbrett und Luftmatratze von einem amerikanischen Backpacker zurück in die Stadt gebracht wurden – unser erster Hitchhike funktionierte wie am Schnürchen!

Nach unserem langen Tag hatten wir das große Glück, einen der begehrten, kostenlosen Campsites in der Nähe von Blenheim zu bekommen. Lars nahm sich an diesem Abend vor, das erste Mal Zucchini-Puffer auszuprobieren. Es klappte alles prima, bis er bei dem Anbraten der Puffer angelangt war. Unglücklicherweise windete es extrem stark an diesem Abend, sodass unser Campingkocher nicht richtig heiß wurde. So briet Lars Zucchini-Puffer bis die Sonne unterging…

Kategorien: Neuseeland

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