Yeeeew!
Mit diesem gutgelaunten Ruf wurden wir von einem blonden, langhaarigen, braungebrannten Surfer mit Zink im Gesicht zu unserer ersten Surf-Unterrichtsstunde begrüßt. So konnte unser siebentägiges Surfcamp am berühmt berüchtigten Spot X starten.

Eine Woche voller Surfen, Wassersport, Bewegung und Spaß lag vor uns. Doch diese Woche startete zunächst im Regen…
Um 10.30 Uhr stiegen wir aus dem Greyhound in Arrawarra und bekamen erstmal einen dicken Tropfen auf die Nase. Zusammen mit dem Busfahrer stellten wir uns unter und warteten auf unseren Transport nach Spot X.
Nach zehn Minuten Wartezeit stieg ein smarter Engländer aus einem Minibus mit einem fetten „Mojosurf“-Logo:
„Welcome to our Surfcamp!“

Nach einer kurzen Führung durch das Camp wurden wir zu unseren Zimmer geführt und – Überraschung! Wir waren zu zweit in einem Vierbettzimmer! Bei so viel Luxus schliefen schnell und entspannt ein.

Der nächste Morgen begann mit einem tollen Frühstück inklusive leckerem Porridge.
Nach dieser Stärkung war es endlich so weit:
Die erste Surf-Stunde!
Wir waren beide sehr gespannt, mussten uns zunächst aber noch eine Stunde gedulden. Nachdem wir die Sicherheitseinweisung überstanden hatten, wurde es schwer. Genau genommen waren es die Surfbretter, die Leslie relativ schnell zu schwer zum Tragen waren. Allerdings wurde sie von Lars lautstark angefeuert, sodass wir, wenn auch als Letzte, die Gruppe am Strand erreichten.

Bevor wir endlich ins Wasser durften, wurde erstmal der Pop-Up („Das Aufstehen“) fleißig im Trockenen am Strand geübt. Dann kam auch schon der nächste Schock, und dabei handelte es sich nicht um die Wassertemperatur, nein! – Leslie sah sich einem Kampf gegenüber, dem Kampf des Jahrzehnts, dem Kampf gegen die Wellen…

Weit genug in das Wasser hineinzugelangen, um eine gute Startposition zu ergattern, stellte sich als „sau-anstrengend“ heraus. Motiviert kämpften wir uns immer wieder ins Meer zurück und wurden ein paar Mal wie in der Waschmaschine durchgespült. Doch zum Ende der Stunde zahlte sich die Arbeit aus und wir meisterten schließlich unsere ersten Wellen.

Als die blonden, langhaarigen Surflehrer, die übrigens alle gleich aussahen, den Finger in die Höhe streckten, hieß es für uns: Letzte Welle!
Mit letzter Kraft legten wir uns auf unser Surfbrett, ließen uns von der Welle einholen und standen auf – Yeeew!

Nach unserer ersten Surfstunde waren wir ziemlich müde und erschöpft. Niemals hätten wir gedacht, dass Surfen so anstrengend ist. Da kam das Mittagessen, bestehend aus Wraps, Toast und Salat, als Energieschub gerade richtig.

Da wir das „Activity Package“ gebucht hatten, war um 14.00 Uhr die zweite Surfstunde, in der man die gelernte Technik trainieren konnte, angesagt.

Und wieder kämpften wir uns zwei Stunden durch die Wellen und ließen uns tragen.

Doch das Tagesprogramm war noch nicht beendet: Raus aus dem Wasser und los ging es zum „Kangaroo Trek“. Mit einer kleinen Gruppe an Surfern liefen wir am Strand entlang, immer in der Hoffnung, Kangaroos zu entdecken. Nach 20 Minuten bogen wir links auf einen Campingplatz ein und siehe da: Mindestens 15 Kangaroos saßen zwischen den Zelten und Camper, sonnten sich, spielten miteinander und fütterten ihre Jungen ganz ungeniert. Vor allem waren die Kangaroos sehr neugierig und nicht scheu. Wir schossen Selfies, setzten uns neben sie und beobachteten sie schaulustig.
Doch auf einmal sprang ein zwei Meter großes Kangaroo mit großem Kopf und riesigen Krallen aus dem Busch! Ein bisschen Respekt hatten wir dann schon…

Abends zauberte uns die Küche ein leckeres Curry auf den Tisch. Im „Photo-Shack“ wurden danach alle Bilder vom heutigen Surfen gezeigt, die wir gespannt anschauten.
Schließlich stand das Abendprogramm an: Eine Music-Night. Dabei gewann derjenige, der am meisten Lieder erraten konnte. Da wir von unserem ersten Surftag sehr erschöpft waren, gingen wir bald ins Bett, um für den nächsten, ereignisreichen Tag Energie zu tanken.

Unser erster Tag im Surfcamp wurde in der nächsten Woche zu unserem Alltag: Jeden Tag gingen wir zwei Mal surfen und lernten neue Skills. Da Lars vorher schon einmal gesurft hatte, konnte er am zweiten Tag direkt auf die hohen Wellen paddeln und schwierigere Lektionen besuchen, während Leslie Schritt für Schritt das Board zu beherrschen lernte. Ob Pop-up, Drehungen, Bremsen und Gasgeben: In den ersten Lektionen lernte man alle Basics des Surfens. Bei den attraktiven Surflehrern war Leslie ganz Ohr und lernte schnell, das Surfboard in den weißen Wellen zu kontrollieren, während Lars ihr von den grünen, großen Wellen aus zuwinkte.
Mittags hatten wir jeden Tag die Gelegenheit, gemeinsam zu trainieren und an unseren Skills zu arbeiten.
Nach einigen „Nose-Dives“ (man ist zu weit vorne auf dem Surfbrett, dieses schießt in die Luft wie ein Pfeil) und Waschmaschinen waren wir am vierten Tag beide bereit, um uns in die großen Wellen zu wagen.
Doch dabei gab es eine große Herausforderung: Große Wellen, die von einem Sturm in Fiji geschickt wurden, türmten sich im Meer übereinander. Lars kämpfte sich mit Erfahrung durch die riesigen Wellen. Leslie brauchte jedoch Hilfe, die sie von sexy Nathan natürlich auch gerne annahm.

Die erste Welle kam und schon standen wir auf dem Surfbrett. Sogar Leslie gelang es, aufzustehen – um danach zum Strand getragen zu werden. Und der Kampf begann von vorne. Beim zweiten Mal funktionierte es bei Leslie trotz der Hilfe von Nathan nicht ganz so reibungslos. Um durch eine große Welle hindurchzugelangen, machte sie die neu gelernte Eskimorolle, schwang sich unter ihr Surfbrett und versuchte, unter Wasser durch die Welle zu gelangen. Dies ging jedoch nach Hinten los: Das Surfbrett landete direkt auf ihrer Nase – Autsch!
Leider blieb diese Erfahrung unser letztes Surfen der grünen Wellen, da diese die nächsten Tage zu gefährlich waren, sodass wir auf den weißen surften. Trotzdem verbesserten wir uns auch in den letzten Tagen und flitzten über die Wellen. Trotz ein paar Macken und Kratzern wurde das Surfen für uns beide zu einer neuen Leidenschaft und wir konnten es kaum erwarten, am nächsten Tag wieder auf dem Surfbrett zu stehen.

Die Surfstunden wurden von lustigem Programm umrahmt: Neben dem Kangaroo Trek wurde noch Kayaking, Ocean Rafting und Axt-Werfen angeboten.

Während das Ocean Rafting wegen zu wilden Wellen drei Mal abgesagt wurde, konnten wir zunächst unser Talent im Axt-Werfen beweisen. Dabei warf man eine Axt auf eine Surfbrett-Zielscheibe. Auf einen speziellen Wurf versprach der Guide einen Sack „Goon“ (billiger Wein): Man musste mit dem Holz der Axt die Mitte der Zielscheibe treffen. Und tatsächlich: Nach etlichem Training und zahlreichen Fehlwürfen gelang es Leslie, mit ihrem letzten Wurf die Axt mit dem Ende ins Zentrum zu schleudern – Prost!

Außerdem paddelten wir mit dem Kayak über den Fluss, der direkt am Camp entlang führte. Am Ende unserer Kayak-Tour konnten wir uns noch einer spektakulären und lebensgefährlichen Herausforderung stellen: „Rope Swing“. Hierbei schwang man sich mit einem Seil, das am Baum befestigt war, möglichst elegant über den Fluss und sprang am Ende mit graziöser Pose ins Wasser. Bei den meisten war das Ganze jedoch weniger elegant und graziös. So plumpste die erste, mutige Teilnehmerin auf direktem Weg ins Wasser – und sorgte für einen großen Lacher!

Wie überall in Australien trafen wir im Surfcamp viele interessante und amüsante Leute. Bereits am zweiten Tag wurde die Ruhe in unserem Zimmer gestört und unser neuer Mitbewohner Alfie aus England zog ein. Doch Moment mal, den kannten wir doch! Tatsächlich teilten wir mit Alfie schon in Noosa unser Zimmer. Doch das war nicht der letzte Bekannte, den wir treffen sollten…
Ein paar Tage später erkannten wir von Weitem einen braungebrannten Südamerikaner aus dem Bus steigen und im Surfcamp einziehen: Es war Alec, den wir ebenfalls aus Noosa kannten. So langsam kannte man uns in Australien…
Neben diesen beiden Legenden trafen wir noch Schweizer, Engländer und Schweden, mit denen wir lustige Abende voll Tischtennis, Quizrunden und übermäßig großem Jenga verbrachten.

Ganz besonders war, dass wir alle zusammen am „New Year’s Eve“ ins neue Jahr 2020 starten wollten. Am besagten Abend veranstalteten die Guides eine große Party mit Trinkspielen, Dancefloor und vor allem Limbo! Dabei erlitt Leslie eine große Niederlage, mit der sie noch einige Tage zu kämpfen hatte: Sie verlor beim Limbo gegen den zwei Meter großen Surflehrer Nathan!
Mit einem großen Countdown rutschten wir alle ins neue Jahr.
Doch noch viel lustiger war „der Morgen danach“.
Halbtot saßen alle Surfschüler um 7.30 Uhr am Frühstückstisch, bis eine der Schweizerinen verschlafen um die Ecke kam und fragte: „Wo war ich gestern um 12.00 nachts? Weiß jemand, wie ich in mein Bett gekommen bin?“ Da hatte sie doch tatsächlich so viel getrunken, dass sie sich nicht mehr an die ersten Stunden im neuen Jahr erinnerte!
Um 8.30 Uhr hieß es dann für die ganze Baggage ohne Gnade: Rauf aufs Surfbrett! Und es war einfach zu lustig, 30 Surfschüler mit Restalkohol, die versuchten, ihre Balance auf dem Brett zu halten, zu beobachten. Da konnten sich sogar die Surflehrer ein Lächeln kaum verkneifen…

Nach sieben Tagen ging unser Surfcamp leider zu Ende. Doch der letzte Abend war ein perfekter Abschluss für die unvergessliche Zeit im Camp. Mit einer kleinen Gruppe an Surfern liefen wir auf die Spitze des Hügels, um den Sonnenuntergang anzuschauen. Dort angekommen, veranstalteten wir zunächst ein akrobatisches Fotoshooting. Anschließend lud uns ein spiritueller Engländer, den wir am selben Abend erst kennengelernt hatten, zu einem Sitzkreis ein. Dort begann er, sich bei allen für die schöne Zeit zu bedanken und gab das Wort im Kreis weiter. So ungewohnt die Situation war, so schön war es auch für uns, im Sonnenuntergang mal den Moment zu genießen.
Anschließend sangen wir gemeinsam, begleitet von der Gitarre, ein paar Lieder. Doch als unser Mexikaner Alec auf einmal zur Gitarre griff, riss er uns alle vom Hocker. Er sang extrem gefühlvoll, mit ganzem Herzen und mit atemberaubender Stimme ein spanisches Liebeslied – Wow, wow, wow!

Mit diesem besonderen Moment verabschiedeten wir uns vom Surfer-Leben und machten uns wieder einmal bereit für das Großstadt-Chaos…

Kategorien: Australien

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