Puh!
Als wir in Port Hedland aufwachten, stieg ein stechender Geruch auf und es stank im ganzen Auto. Was war das?
Hustend und würgend durchsuchten wir jede Ecke, bis wir auf den Eckschrank unserer Küche stießen. Als wir ihn öffneten, kam uns ein großer Schwarm Fliegen entgegen und der Gestank wurde noch schlimmer. Doch endlich hatten wir den Übeltäter gefunden: Die Kartoffeln. Da die Ein-Kilo-Packung Kartoffeln im Angebot gewesen war, hatten wir direkt zugegriffen. Doch durch die lange Lagerung in der unglaublichen Hitze hatten sie nun angefangen zu schimmeln – Igitt!
Also: Schnell die Kartoffeln entsorgen, kräftig durchlüften und back to the road.
Das nächste Ziel unseres Roadtrips war der Karijini-Nationalpark, von dem wir schon viele Traveller schwärmen gehört hatten. Deshalb freuten wir uns ganz besonders auf dieses Naturerlebnis.
Doch kurz bevor wir den Parkeingang überquerten, verflog die Vorfreude schnell wieder, als Lars einen Blick auf die Tankanzeige warf: der Tank war fast leer!
Für einen kurzen Moment waren wir total geschockt, da wir wussten, dass es im Karijini weder Tankstellen noch sonst große Zivilisation gab. Doch dank unserer Fuel-App konnten wir herausfinden, dass unser letzter Rest Benzin gerade noch bis zur Tankstelle, an der wir zuvor munter vorbei gefahren waren, reichte. So mussten wir erstmal eine dreiviertel Stunde zurückfahren, um unser Auto zu tanken. Auf dem Rückweg zum Karijini erwartete uns an einer Stelle, die wir zuvor ohne Weiteres passiert hatten, eine Baustelle, an der wir noch 15 Minuten warten mussten – so ein Pech!
Auf den zweiten Versuch schafften wir es dann endlich, den Karijini-Park mit vollem Tank zu erreichen.
Zuerst fuhren wir zum Visitor Center, wo wir unseren Campingplatz für die Nacht buchten und eine Übersicht über die vielen Schluchten, die sogenannten „Gorges“, die den Karijini auszeichnen, erhielten.
Nach einer kurzen Vesperpause machten wir uns direkt auf den Weg zur ersten Schlucht: „Dales Gorge“.
Dort angekommen, erwartete uns ein wunderschöner Ausblick über die steile Felslandschaft und die „Fortescue Falls“:
Eine große Treppe führte uns zum „Fortescue Pool“ unterhalb der Wasserfälle, in dem man auch baden konnte. So zogen wir uns um und tappten über die rutschigen Felsen vorsichtig in den Gebirgssee. Doch lange hielten wir es darin nicht aus: Das Wasser war so kalt, dass wir trotz des heißen Wetters nach ein paar Minuten wieder aus dem Wasser stiegen und uns abtrockneten.
Lars musste leider für ein schönes Foto noch im Eiswasser bleiben und ein bisschen frieren – was man nicht alles tut, wenn die Freundin ein Foto machen will…
Nach dieser starken Abkühlung beschlossen wir, die zweistündige Wanderung durch die Schlucht auf uns zu nehmen. Mit genügend Wasser und Sonnencreme wanderten wir nun am Rande der Schlucht entlang, bevor der Weg schließlich steil in die Schlucht hineinführte. Unten angekommen, erwartete uns eine Abenteuerwanderung: Neben hohen Felswänden und Steinlandschaft liefen wir durch Sümpfe und über kleine Bäche. Dort konnten wir verschiedene Tiere wie Eidechsen, Libellen und sogar Spinnen beobachten – für ein tolles Foto der Spinne riskierten wir sogar unser Leben…
Nach dieser Wanderung fuhren wir schließlich zum Campingplatz, um dort bei einem gemütlichen Abendessen die Sonne untergehen zu lassen. Da wir beide ziemlich müde vom anstrengenden Tag waren, wollten wir früh ins Bett gehen. Doch als Leslie sich nach dem Zähneputzen ins Bett kuschelte, schnappte sich Lars plötzlich einen Campingstuhl und eröffnete: „Ich bin dann mal weg.“
Völlig überrascht schaute Leslie aus dem Fenster und verstand Lars‘ plötzlichen Sinneswandel: Am Campingplatz nebenan schwang unser Nachbar mit einem Feuerstab wild um sich. Dazu begleitete sein Kollege die Bewegungen rhythmisch auf der Gitarre – ein spannendes Feuerspektakel!
Nachdem die beiden uns auf ein Glas Wein eingeladen hatten, konnte Lars nun auch Leslie überzeugen, nochmal aus dem Bett zu springen und sich zu dem Deutschen und dem Italiener zu gesellen.
So verbrachten wir einen unterhaltsamen Abend mit den beiden unter dem Sternenhimmel und tauschten uns über spannende Erfahrungen auf der Reise aus.
Den nächsten Tag begannen wir am Fern Pool, ein heiliger Ort der Aboriginals. Dort wurde man gebeten, sich leise zu verhalten, um die Ruhe des Pools zu erhalten. Da wir in der Frühe alleine waren, hörten wir den Wasserfall in den Pool plätschern, sahen, wie sich die Bäume in den Wellen spiegelten und genossen die beruhigende Stille des magischen Ortes.
Die nächste Schlucht, die wir besichtigten wollten, wurde von den „Joffre Falls“ durchzogen. Als wir ankamen, erkannten wir jedoch, dass die Wasserfälle bei den hohen Temperaturen leider ausgetrocknet waren.
Diese fehlten der gewaltigen Schlucht jedoch überhaupt nicht, denn sie war faszinierend genug, um Leslie davon zu überzeugen, dass ein zweistündiger Walk mit der höchsten Schwierigkeitsstufe in der Mittagssonne genau das Richtige wäre!
Lars hatte zunächst keine große Motivation, doch kurze Zeit später war er dankbar für Überzeugungskunst seiner Freundin: In der Schlucht erwartete uns ein atemberaubender Anblick der feuerroten, in den Himmel ragenden Felswände, die bis in die Höhe mit Pflanzen bewachsen waren. Völlig fasziniert stiegen wir weiter hinab in die Schlucht, in die man jedoch nur durch das Klettern an den Felsen hinunterkam. Nach der Hälfte des Weges wurde uns das Klettern doch etwas zu heikel, sodass wir die Aussicht dort genossen und schließlich zurückkehrten, um die nächste Schlucht zu erkunden.
Doch schnell stellte sich heraus, dass die nächste Schlucht nur über einen Offroad-Track erreichbar war. So standen wir wieder vor der Entscheidung: 6 km Offroad und Risiko oder lieber nicht?
Natürlich entschieden wir uns für das Risiko und wurden nach kräftigem Durchschütteln schließlich für unsere Entscheidung belohnt: Die Knox-Schlucht war mindestens genauso beeindruckend wie „Joffre Gorge“. Jedoch waren wir beide noch erschöpft von der anspruchsvollen Kletter-Tour, dass wir bei der Knox-Schlucht entschieden, den Ausblick ohne Wanderung zu genießen.
Auf dem Offroad-Rückweg wurde uns bewusst, dass die übrigen zwei Schluchten ebenfalls nur offroad erreichbar und noch viel weiter von der befestigten Straße entfernt waren als „Knox Gorge“. Also entschieden wir uns, nach diesen beeindruckenden Erlebnissen den Park zu verlassen und uns auf den Weg zu der Küstenstadt Exmouth zu machen.
Gut gelaunt und motiviert fuhren wir aus dem Nationalpark heraus, da wir die Stadt noch am selben Abend erreichen wollten. Wir fuhren also über 100 Kilometer in Richtung Exmouth, füllten noch einmal unseren Tank und kamen schließlich zur Route 136, die uns die 180-Grad-Wende des Autos und unseres gesamten Plans bescherte.
Mit den erlaubten 110 km/h schossen wir an dem Schild „GRAVEL ROAD“ vorbei und legten anschließend auf der von Kies bedeckten Offroad-Straße eine Vollbremsung hin, die den Camper zu zerreißen drohte – die verdammte Route 136!
Nachdem wir fünf Minuten lang mit 20 km/h durchgerüttelt wurden, wussten wir, dass entweder wir oder der Camper die 272 Kilometer offroad nicht überleben würden. So blickten wir dem Schicksal direkt ins Auge: Wir mussten die 100 Kilometer zum Karijini zurückfahren und von dort die dreifache Strecke zurück über Port Hedland bis nach Exmouth fahren. Das bedeutete zwölf Stunden Autofahrt auf dem australischen Highway!
Hoffnungslos fuhren wir so lange wie möglich den Weg während des Sonnenuntergangs zurück, bis wir bei Einbruch der Dunkelheit auf einem freien Campingplatz für die Nacht anhielten.
Ein langer Weg nach Exmouth lag vor uns…
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