Ein Moment im Leben eines Backpackers:
Man steht nach drei Stunden Fahrt inklusive Schüttelfrost durch extreme Klimaanlagen, einer überirdischen Strecke vom Busbahnhof zum Hostel bei 38 Grad und dem Check-in an der Rezeption endlich mit seinem tonnenschweren besten Freund, dem Backpack, vor seiner vorrübergehenden Zimmertür und: DIE TÜR GEHT NICHT AUF!
So startete unser erster Tag in Brisbane…
Nachdem wir zehntausend Mal den Schlüssel in alle Richtungen umdrehten und selbst der Hausmeister das Zimmer nicht aufbekam, liefen wir zur Rezeption zurück – um herauszufinden, dass wir den falschen Schlüssel bekommen hatten!
Mit dem richtigen Schlüssel und zwei eisgekühlten Getränken als Entschädigung schafften wir es auf den zweiten Versuch endlich, in unser Zimmer zu gelangen.
Doch genau dort erwartete uns der nächste Schock: Im ganzen Zimmer waren Klamotten, Schuhe, Kuchen, Rucksäcke und Duschgel verteilt. Wir stellten fest, dass unsere Mitbewohner wohl schon länger in diesem Saustall von Zimmer hausten. Aber gut, man gewöhnt sich schnell…
Als wir den Schock verdaut und unser Zimmer bezogen hatten, konnten wir schließlich Brisbane erkunden. Zuerst erkundeten wir auf sehnlichsten Wunsch von Leslie die „Queen Street Mall“, die Shopping Mall von Brisbane. Und was fanden wir dort nach ewig langer Suche? Einen trägerfreien, farbenfrohen, nicht zu teuren Bikini!
Während Leslies Tag gerettet war, hatte Lars noch eine weitere Mission: ein Schutzglas für sein Handy finden. So traten wir in einen Laden, der Handyhüllen aller Art verkaufte und somit den Anschein machte, dass er billige Handyhüllen verkaufen würden. Direkt wurden wir beraten: Ein spezielles Schutzglas und dessen professionelle Anlegung für 16 Dollar! Bei solch einem tollen Angebot konnte Lars natürlich nicht Nein sagen. Und die Hülle wurde perfekt auf sein Handy angepasst, alles war bereit – und dann tippte der Verkäufer 60 Dollar anstatt 16 in die Kasse ein. Ups, das war wohl ein teures Missverständnis…
Dieser Schock wurde jedoch schnell vergessen, als wir in Brisbanes bunten Weihnachtstrubel eintauchten. Heute sollte, wie jeden Abend im Dezember, die traditionelle „Christmas Parade“ durch die Stadt ziehen. Als wir uns unseren Platz sicherten und dort eine Stunde auf die Parade warteten, lauschten wir einem Chor, der Weihnachtslieder sang.
Doch als wir genauer auf den Text achteten, fiel uns auf, dass der Chor anstatt „Jingle Bells, Jingle Bells“ auf die gleiche Melodie „Thank you Shell, and corporate hell and coal and oil and gas! The planet is on fire and the climate’s turned to trash! “ auf dessen Melodie sangen und somit gegen den Klimawandel protestierten – tolle Idee!
Noch die „Crisis Carols“ im Ohr, sahen wir auf einmal die ersten Wichtel und Schneeflocken um die Ecke tanzen: Die Parade begann!
Ein riesiger Umzug mit Tänzern, riesigen Wägen und Chören zog an uns vorbei.
Von überall hörte man „Merry Christmas“ und Weihnachtsmusik, obwohl der Umzug eher einem Karneval glich. Und am Ende zog natürlich auch Santa mit seinem Schlitten persönlich vorbei und wünschte Frohe Weihnachten. Was für ein außergewöhnlicher Aufzug, um Weihnachten einzuläuten!
Nachdem die Parade vorbeigezogen war, wurden wir mit der Menschenmenge zur „City Hall“ getrieben. Dort wurde mit Licht eine Weihnachtsgeschichte auf das riesige Gebäude projeziert. Anstatt Schneemänner und Tannenbäume handelte die Geschichte von einem Koala, der im Urwald Geschenke suchte – Weihnachten in Australien ist eben komplett anders!
Von der Weihnachtstimmung gepackt schliefen wir „Jingle Bells“ summend ein.
Am nächsten Morgen starteten wir mit Yoga, das vom Hostel angeboten wurde, in den Tag. Als alle Verspannungen gelöst waren, machten wir uns auf den Weg zur kostenlosen Stadtführung. Eine topfitte Rentnerin begrüßte uns freundlich und schon stiefelten wir mit einer Gruppe von insgesamt fünf Leuten durch Brisbane. Dort erkundeten wir die wichtigsten, historischen Gebäude und fuhren hoch hinaus auf einen Wolkenkratzer, um einem gigantischen Ausblick zu bekommen – Wow!
Die Stadtführung endete am „Brisbane-Sign“, ein riesiger Schriftzug vor der Skyline der Stadt. Jedoch wollten nicht nur wir das beliebte Foto dort schießen: Als wir am Schild ankamen, strömte gerade ein Bus voller Chinesen zielstrebig auf das Schild zu und begab sich mit wedelnden Fahnen und lauten Freudeschreien in ein Fotoshooting. Warum sie das genau an diesem Ort machen mussten, war uns ein Rätsel, denn die Gruppe posierte genau so vor dem Schriftzug, dass dieser exakt verdeckt wurde…
Wir entschlossen uns, dem heiteren Trubel zu entgehen und am nächsten Morgen früh an das Schild zu kommen, um es für uns alleine zu haben.
Abends schauten wir uns nochmal die Christmas Parade an und bewunderten danach eine wunderschöne Lichtshow an der „Cathedral of St. Stephen“, die die biblische Weihnachtsgeschichte zeigte – so langsam kamen auch wir im heißen Australien in Weihnachtsstimmung…
Spät am Abend wollten wir mit einer Fähre zum Hostel zurückkehren. Da es in Brisbane jedoch den „City Hopper“, eine kostenlose Fähre, gibt, beschlossen wir, noch eine nächtliche Stadtrundfahrt über den Fluss zu genießen. So setzten wir uns oben auf das Deck des Bootes und fuhren mit tollem Ausblick auf die Skyline von einem Ende des Flusses bis zum anderen. Obwohl Leslie zwischenzeitlich einen Powernap brauchte, war die Fährenfahrt ein gelungener Abschluss für diesen tollen Abend!
Unseren vorerst letzten Tag in „Brisie“ starteten wir wie geplant am Brisbane-Sign – nur diesmal ohne Chinesen! Wie die Paparazzis schossen wir ein Foto nach dem anderen und Lars setzte sogar sein Leben aufs Spiel, um Folgendes, Spektakuläres zu erreichen:
Nach diesem Adrenalin-Kick ließen wir es leichter angehen und besichtigten die idyllischen „Botanic Gardens“, die bei 30 Grad um 9 Uhr morgens jedoch zur Hitze-Herauaforderung wurden. Danach ging es weiter nach China Town – zumindest dachten wir, es gäbe China Town. Den ganzen Morgen freuten wir uns auf den billigen Berg Reis oder Nudeln im chinesischen Viertel. Leider war jedoch außer ein paar Lampignons nicht viel von China zu sehen! Also musste eine Pizza bei Domino’s aushelfen. Diese war jedoch bei unserem Heißhunger überraschend lecker!
Nachmittags planten wir, unsere Zeit im Stadtviertel „South Bank“ zu verbringen. Dort befand sich ein aufgeschütteter Strand und tolle Bademöglichkeiten, die zu jeder Uhrzeit randvoll mit Personen gefüllt waren. Für uns gab es ebenfalls keine Alternative, als bei dem heißen Wetter ins Wasser zu springen!
Abends startete in South Bank die alljährliche Christmas-Veranstaltung, die drei Tage vor Weihnachten begann und mit tollen Angeboten Weihachten einläutete. Wir schlenderten über den „Weihnachtmarkt“ (falls man das so nennen kann, wenn man bei abendlichen 20 Grad im Top und kurzer Hose die Stände bewundert…) und lauschten Straßenkünstlern auf kleinen Bühnen. Natürlich gab es auch einen Weihnachtsbaum. Wir mussten jedoch wirklich zweimal hinschauen, um die Ähnlichkeit zu einem für uns typischen, geschmückten Weihnachtsbaum zu erkennen:
Um 20.00 Uhr wurde die Weihnachtszeit mit einem fetzigen Feuerwerk eingeleitet: Bunte Farben erleuchteten die Skyline von Brisbane und dazu passende Weihnachtsmusik tönte aus allen Ecken – Wir konnten unseren Augen und Ohren nicht trauen!
Und schon kam das nächste Highlight auf uns zu: „Carols Extravaganza“. Da wir für die Tickets zu diesem Event nur drei Euro bezahlt hatten, dachten wir zuvor, dass ein kleiner Chor einfache Weihnachtslieder präsentieren würde – falsch gedacht!
Völlig überrascht wurden wir, als ein großes Weihnachtsmusical mit bunt gekleideten Tänzern und außergewöhnlichen Sängern aufgeführt wurde. Von besinnlichen Momenten, wie die Darstellung der Geburt von Jesus, bis zu lustigen Vorstellungen, wie der Auftritt vom dicken Santa, war alles dabei! Die Show riss uns förmlich von den Stühlen und rührte Leslie so stark, dass Lars ihr die Tränen trocknen musste.
Jedoch nicht nur uns gefiel die Show: Hinter uns saß ein Mann, der so laut die Weihnachtslieder, die von den Sängern emotional präsentiert wurden, mitgrölte, dass wir teilweise die Sänger nicht mehr hören konnten…
Trotzdem ließ uns die Show eine einmalige Weihnachtsstimmung spüren, sodass wir uns selbst im heißen Australien wie im Winter-Weihnachts-Wunderland befanden – Happy Brismas!
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