Bekanntlich soll man aufhören, wenn es am schönsten ist – oder es einfach nochmal machen!
So begannen wir den nächsten Tag in Neuseeland nochmals am Hot Water Beach, wo wir aus unserem heißen Loch die ersten Sonnenstrahlen am Horizont aufblitzen sahen – Einmalig!
Neben einem Frühstück im heißen Wasser durften Fotos vom Lichtspektakel natürlich auch nicht fehlen.
Nach diesem entspannten Morgen verließen wir die wunderschöne Coromandel Peninsula und führten unsere Reise fort bis nach Tauranga. Die Fahrt auf einer (seeehr) kurvigen Straße durch neuseeländische Hügel wurde mit Leslies neu erlernten Ukulele-Kenntnissen und Lars‘ nicht vorhandenen Gesangskünsten auf keinen Fall langweilig.
In Tauranga angekommen, setzten wir uns zunächst in die mit Segelbooten belebte Pilot Bay und aßen gemütlich zu Mittag. Diese Stärkung war für uns lebensnotwendig, denn am Ende der Bucht konnten wir unsere Herausforderung des Tages schon thronend an der Landesspitze sehen: Mount Manganui, ein inaktiver Vulkan, den wir besteigen wollten. Jedoch zeigte das Termometer an diesem Tag 30 Grad Celcius an, was uns über unser Vorhaben zweifeln ließ…
Dennoch schnappten wir unsere Rucksäcke und stapften wie immer mit Flipflops den erloschenen Vulkan hinauf. Dieser hatte sich, wie wir feststellten, von einem dampfenden und brodelnden Monster zu einem friedlichen Berg, auf dem Schafe weideten, gewandelt. Schnaufend kamen wir am ersten Aussichtspunkt an, jedoch machte der Aufstieg sich bezahlbar: Wir konnten auf den wunderschönen Meeresarm blicken, um den Tauranga verläuft.
Nach weiteren 20 Minuten schwitzen waren wir endlich am Rande des ehemaligen Kraters angekommen – der Spitze des Berges. Von hier aus konnte man sowohl über Tauranga als auch auf das weite Meer sehen. Auf dem Gipfel stellten wir wieder fest: Solch eine besondere Landschaft und so saftige Farben wie in Neuseeland hatten wir zuvor noch nie gesehen!
Der Rückweg war zum Glück weniger anstrengend, sodass wir schnell am Bergfuß ankamen und wieder in unser Auto hüpften. Nur noch eine Stunde bis zum mysteriösen Ort, der für die nächsten drei Tage unser Zuhause sein sollte: Rotorua.
Dabei näherten wir uns mit der Fahrt immer weiter an Teufels Küche an. In Rotorua schliefen die Vulkane nämlich ganz und gar nicht, wie wir die nächsten Tage erfahren sollten…
Bereits als wir in Rotorua einfuhren, stieg uns ein seltsam stechender Geruch, den man mit faulen Eiern beschreiben konnte, in die Nase: Schwefel! Willkommen im neuseeländischen Vulkanland!
Unsere erste Aufgabe des Abends war, einen Campingplatz zu finden. Unsere App zeigte uns direkt den perfekten an: Ein kostenloser Campsite direkt am Lake Rotorua – das hörte sich himmlisch an!
Tatsächlich hatte man auf diesem Campingplatz eine himmlische Aussicht auf den See, jedoch auch auf viele andere Campervans. Denn offensichtlich hatten nicht nur wir diese grandiose Idee. Als wir ankamen, waren bereits nachmittags alle Parkplätze belegt. Jedoch grenzte der Parkplatz an eine große Wiese, auf die wir uns spontan stellen konnten – Glück gehabt!
Den restlichen Abend verbrachten wir mit der weiteren Reiseplanung, Ukulele spielen und jonglieren – bis wir von einem sympatischen Mann um 20.30 Uhr freundlich darauf aufmerksam gemacht wurden, dass um 10.00 Uhr ein Wächter käme und alle Camper, die keinen Parkplatz hatten, hinauswerfen würde. Es stellte sich heraus, dass dieser Mann beim City Council arbeitete und den Campingplatz organisieren sollte. Bedröppelt standen wir da – wir hatten uns so auf diese Übernachtungsmöglichkeit gefreut! Was nun?
Anscheinend war der junge Mann auf unserer Seite, denn kurz nach seiner Ansprache gab er uns den genialen Tipp, jetzt den Platz zu verlassen und um 10.30 Uhr wieder zu kommen, denn morgens würde niemand patrouillieren. Damit hatte er uns den Abend gerettet!
So fuhren wir abends auf den McDonalds-Parkplatz und führten dort unsere Aktivitäten fort, bis wir um 10.30 Uhr zurück zum See fuhren – Easy!
Am nächsten Tag begaben wir uns schließlich in die Höhle des Löwens: „Wai-O-Taupo“ , das „Thermal Wonderland“ von Rotorua.
Um 10.15 Uhr war dort der tägliche, spektakuläre Ausbruchs des Geysirs „Lady Knox“ angekündigt. Der Reiseführer beschrieb das Naturwunder folgendermaßen: „Ein Geysir, der, angestupst durch eine kleine Menge an organischer Seife, explodiert und 20 Metern hoch eine Stunde lang Wasser in die Luft spritzt.“ Nach dieser Beschreibung waren unsere Erwartungen an „Lady Knox“ sehr hoch und wir konnten es im Auto kaum erwarten, den Geysir mit eigenen Augen ausbrechen zu sehen.
Am Eingangstor angekommen, sahen wir Menschenmassen zur Attraktion strömen. Und nun erblickten auch wir die Lady, wie sie rauchend und röchelnd in voller Pracht im Wald thronte:
Um den Geysir herum war eine große Tribüne aufgebaut, sodass wir schon feststellten, dass wir uns weniger bei einem Naturspektakel, sondern vielmehr bei einer Touristenattraktion befanden.
Und genau so wurde das Ausbrechen der besagten Lady dann auch aufgemacht: Eine Frau mit Mikrofon näherte sich dem Geysir, begrüßte alle Menschen aus unterschiedlichen Ländern mit „Kai Ora!“, dem maorischen „Hallo“, und erzählte spannende Fakten zur Entstehung des Geysirs. Anschließend schüttete sie 800 Gramm Seife in den rauchenden Krater. Alle hielten ihre Kameras bereit und schauten auf den Geysir. Wir hielten den Atem an. Ganz langsam fing Lady Knox an zu blubbern und Wasser lief aus ihrem Krater. Gemächlich wurde es immer mehr, bis das Wasser es schaffte, fünf Meter in die Höhe zu spritzen, wonach der Geysir sich wieder schlafen legte. Und das wars! Anstatt „Oh!“ und „Ah“ sahen wir um uns nur verwunderte und enttäuschte Gesichter. Auch unsere Erwartungen wurden in keinster Weise erfüllt – die ganze Aufregung um das sogenannte Naturspektakel war umsonst und vor allem hatte der Reiseführer uns angelogen. Anscheinend war der Geysir über die Jahre müde geworden…
Das konnte ja nur besser werden – und es wurde definitiv besser, denn im restlichen Park erwarteten uns wahre Naturspektakel. Auf dem drei Kilometer langen Weg durch den Park erkundeten wir brodelnde Schlammmassen, heiße Seen und Vulkankrater in den buntesten Farben. Wir waren fasziniert von der wunderschönen und zugleich beängstigenden Naturlandschaft und fühlten uns wie in einer anderen Welt. Besonders beeindruckend war der „Champagne Pool“ mit seinen knallorangenen Rändern und ein neongrüner See – wahre Naturwunder!
Ein Warnschild beunruhigte uns während unserer Besichtigung ein wenig:
„If you here an alarm for more than 30 seconds, evacuate the park immediately!“
Tatsächlich befanden wir uns einer Gegend mit sehr aktiven Vulkanen!
Nach diesem mystischen Naturerlebnis kehrten wir in das „normale“ Leben zurück und bummelten durch die Innenstadt Rotoruas. Doch selbst dort wurden wir von heißen Quellen und brodelndem Schlamm heimgesucht: Neben stechendem Schwefelgeruch fand man kleine Krater und brodelnde Quellen sogar mitten in der Stadt und in gewöhnlichen Parks. Es gab sogar Bewohner, die ihren eigene kleinen Krater im Garten hatten – Verrückt!
Abends war das gleiche Spiel wie am Vortag angesagt: Erst um 10.30 Uhr zum Campingplatz fahren. Den Abend verbrachten wir mit „Herr der Ringe“, da wir in absehbarer Zeit zu den echten Hobbithöhlen nach „Hobbiton“ gelangen würden…
Am nächsten Morgen stand anstatt entspanntem Ausschlafen ein Adrenlin-Kick auf dem Programm – und zwar ein gewaltiger: Rafting auf dem Kaituna River! Dieser Fluss ist nicht irgendein langweiliges Flüsslein, sondern er enthält den höchsten Wasserfall der Welt, den man raften darf! Das bedeutet: Sieben Meter mit einem Boot in die Tiefe stürzen. Aber wir waren an diesem Morgen bereit wie nie! Let’s do it!
Also: Wetsuit, Schwimmweste und Helm anziehen und ab in den Bus. Auf der kurzen Fahrt zum Fluss erklärte einer der Guides die wichtigsten Regeln des Raftings. „Den Rest lernt ihr im Boot“, war die Devise und ab ging es ins Wasser. Zu sechs saßen wir in den Rafting -Booten und übten zunächst paddeln in unterschiedliche Richtungen und vor allem die Position, in die wir uns begeben sollten, bevor wir einen Wasserfall hinabstürzten. Alles klar!
Die Aufregung stieg, und schon war der erste Wasserfall mit einer Höhe von zwei Metern in Sicht. „Get down!“, runter ins Boot, festhalten und Wuuuuhuuuu!
Komplett durchnässt kamen wir unten an. Doch bevor wir überhaupt Zeit hatten, diesen Wasserfall zu erarbeiten, war schon der nächste in Sicht. So ging es den gesamten Fluss entlang. Zwischenzeitig durften wir sogar aus dem Boot springen und kleine Wasserfälle hinunterschwimmen. Außerdem machte der Guide lustige Aktionen mit uns: Beispielsweise mussten wir uns an die Spitze des Bootes sitzen und wurden mit dem Raft direkt unter den Wasserfall transportiert – um daraufhin durchgespült zu werden!
Plötzlich erklärte unser Guide uns, dass wir uns jetzt in der „Ruhe vor dem Sturm“ befanden, in anderen Worten:
Jetzt wird es ernst!
Vor uns sahen wir schon Wasser in die Tiefe stürzen. Wir standen unmittelbar vor ihnen:
Die „Tutea Falls“!
Nun reihten sich alle Boote aneinander und es gab noch Infos zum Wasserfall.
So hieß der Name des Flusses von der maorischen Sprache „Fischessen“, da der Fluss vor 400 Jahren eine wichtige Nahrungsquelle für die Ureinwohner darstellte. Anschließend sprachen wir alle zusammen einen maorisches Spruch, der uns Glück für den Wasserfall geben sollte. Dann gab es eine Sicherheitseinweisung, und schon hieß es: „Paddle, Paddle, Paddle! GET DOWN“. Wir stürzten in die Tiefe! Sieben Meter! Das ganze Boot tauchte mit allen Insassen ins Wasser – und zum Glück auch wieder auf. Yeeeeey! Wir hatten es geschafft! Wir hatten den größten Wasserfall der Welt geraftet!
Von diesem aufregenden Adrenalin-Kick mussten wir uns nachmittags erstmal erholen. So entspannten wir uns den ganzen Nachmittag im „Blue Bath“, ein Spa mit geothermalisch aufgeheiztem Wasser und richtig heißen Becken – und aus diesen wollten wir am liebsten nie mehr raus…
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