Uuuund Vollbremsung!!!
Nach 8 Stunden Autofahrt auf dem australischen Highway – ellenlange, leere Straße, an der man alle zwei Stunden mal zufälligerweise einem Auto begegnet und ab und zu ein überfahrenes Kangaroo am Wegrand liegt – drückte Lars kräftig auf die Bremse. Leslie schrie vor Schreck auf und verstand gar nichts mehr. Doch anstatt Auskunft zu geben, machte Lars eine Kehrtwende und fuhr ein paar Meter zurück. Genau dort war ein Auto-Rastplatz und genau dort stand ein freundlich lächelnder, junger Mann, der einen Hut auf dem Kopf trug und seinen Daumen in die Höhe streckte. Lars hatte ihn aus dem Augenwinkel entdeckt und entschied, nach 8 Stunden Fahrt mit lauter Musik, Keksen und Tankstellen in Dauerschleife, Abwechslung ins Auto zu bringen.
Als wir dem jungen Mann offenbarten, dass wir ihn bis nach Exmouth mitnehmen konnten, hatten wir seinen Tag gerettet. Und unsere gute Tat war damit auch abgehakt!
Schnell kamen wir ins Gespräch mit unserem neuen Mitfahrer und fanden heraus, dass er aus den Niederlanden kam und Allard hieß. Zudem erzählte er uns seine spannende Geschichte, die von seinem Job als Online-Reiseberater und seinem Kangaroo-Crash, der ihn eine Woche an das langweilige Port Hedland fesselte, handelte.
Unsere letzten zwei Fahrtstunden vergingen wie im Flug und wir waren wirklich froh, endlich in Exmouth angekommen zu sein. Nach einem kurzen Besuch im Ningaloo Coast Visitor Center buchten wir direkt unseren Campingplatz, den wir uns mit Allard teilten, denn inzwischen verstanden wir uns richtig gut mit ihm!
Am frühen Abend machten wir uns zu dritt schließlich auf den Weg zum Bondegi-Beach, der uns auf dem Campingplatz zum Baden empfohlen wurde.
Dort angekommen, sprangen Lars und Allard direkt ins Wasser, um die Abkühlung nach dem langen Fahrttag zu genießen – Leslie war es ein bisschen zu windig und kalt und so genoss sie ein abkühlendes Meerwasser-Fußbad…
Nach der Abkühlung fuhren wir zum Leuchtturm von Exmouth, von dem aus man einen wunderschönen Sonnenuntergang beobachten konnte. Leider war es etwas bewölkt, sodass die Sonne sehr schnell hinter den Wolken verschwand. Doch zum Glück waren wir rechtzeitig da, um die Sonne untergehen zu sehen – im Gegensatz zu einer Touristengruppe, die nur noch leere Wolken zu sehen bekamen!
Am Abend wollte Allard uns als Dankeschön für den Transport zum Pizza-Essen einladen. Nachdem wir eine gefühlte halbe Stunde durch Exmouth geirrt waren, hatten wir das Restaurant gefunden und ließen bei leckerer Pizza, lustigen Gesprächen über Gott und die Welt und „Corona“ (australisches Bier, das es dort als Special gab) ausklingen.
Somit hatte eine lange Fahrt doch noch eine tolle Wendung genommen und wurde zu einem der unterhaltsamsten Abende unserer Reise!
By the way: Der Tag hatte noch eine weitere wichtige Funktion: Leslie hat es tatsächlich erfolgreich geschafft, das erste Mal in ihrem Leben ein Auto zu tanken. Damit war sie nun auch für die weitere Fahrt mit Lars qualifiziert!
An unserem ersten Morgen in Exmouth frühstückten wir erstmal gemütlich. Heute waren wir wieder auf uns allein gestellt, denn Allard hatte eine Whale-Watching-Tour gebucht und verbrachte seinen Tag im Meer.
Auf unserem Plan stand: Die Küstenstadt Exmouth von ihrer schönsten Seite kennenlernen.
Das bedeutete, alle zauberhaften Strände an der Küste entlang abzuklappern. Unser erstes Ziel war „Jurabi Point“. An diesem Strand konnte man einem Visitor-Guide zufolge freilebende Meeresschildkröten beobachten.
Bis wir an diesem Punkt ankamen, dauerte es allerdings eine Weile. Nachdem wir festgestellt hatten, dass keine direkte Straße zum besagten Ort führte, mussten wir an einem naheliegenden Strand parken und von dort aus am Strand entlang laufen – eine Stunde lang!
Doch das machte uns bei dem wunderschönen Ausblick auf weißen Sandstrand und türkisblauem Wasser gar nichts aus. Zudem vertrieb Leslie sich die Zeit mit Muscheln sammeln, obwohl Lars ihr von Anfang an deutlich machte, dass er die Ein-Kilo-Muschel nicht tragen würde.
Während unseres Strandspaziergangs hielten wir natürlich immer Ausschau nach Schildkröten, doch nachdem wir sehr lange in der Sonne gelaufen waren und immer noch keine in Sicht war, verloren wir langsam die Hoffnung…
Als wir schon fast wieder umkehren wollten, rief Leslie: „Lars, da ist irgendwas Großes im Wasser“ und ließ vor Schreck und Begeisterung zugleich ihren gefundenen Seeigel fallen, der vom Aufprall in zwei Stücke zerbrach…
Und tatsächlich: Da war etwas Großes im Wasser! Und als wir näher hingingen, erkannten wir die Flossen und den Panzer einer Schildkröte! Nun liefen wir motiviert weiter, und auf einmal erkannten wir viele dunkle Flecken am Meeresboden – der ganze Strand war von Schildkröten besetzt, die alle nah am Ufer schwammen. Ab und zu streckte eine ihren Kopf heraus und begutachtete mit ihren Glubschaugen den Strand.
Wir waren hin und weg von unseren Beobachtungen und vor allem von der beeindruckenden Größe der Meeresschildkröten, da wir zuvor nur kleine Schildkröten gesehen hatten – Wow!
So verbrachten wir einige Zeit am Schildkrötenstrand, schossen Fotos von den Tieren und genossen die Aussicht.
Nach diesem tollen Erlebnis führten wir unsere Strand-Tour am „Wobiri-Beach“ fort. Dort wollten wir unbedingt baden gehen, da es zur Mittagszeit ziemlich heiß wurde.
Da es jedoch extrem windig und das Wasser dementsprechend kalt und wild war, blieb es bei einem kurzen Abkühlen. Doch sogar Leslie schaffte es (gezwungen von Lars), ins Meer zu springen!
Der nächste Besichtigungsort war historisch: Das „Mildura Wreck“ . Dieses Schiffswrack liegt schon über 100 Jahre am Strand von Exmouth, da es von einem Hurricane erwischt wurde. Heute kann man es dort immer noch sehen.
Zum Abschluss unserer Tour fuhren wir nochmals zum Bondegi-Beach, um dort den Strandtag ausklingen zu lassen.
Dort holten wir uns auch beide den ersten, australischen Sonnenbrand – aber wie man in Australien so schön sagt: „Tomato today, chocolate tomorrow!“
Schließlich fuhren wir zurück zum Campingplatz, um uns dort wieder mit Allard, der von seiner Waltour zurückgekehrt war, zu treffen. Wir hatten für den heutigen Abend geplant, gemeinsam zu kochen und zu essen.
Doch vorher wollten wir nochmal den Sonnenuntergang am Leuchtturm anschauen. In der Hoffnung auf wenig Wolken und einen rot-orange gefärbten Himmel machten wir uns auf zum Nordkap. Doch Pech gehabt: Es war noch bewölkter als am Tag zuvor und wir sahen nicht viel vom Sonnenuntergang.
Zu allem Ärger fing unser Camper auch noch an, seltsam zu quietschen und schleifende Geräusche von sich zu geben. Ein Mann, der sich anscheinend mit Autos auskannte, war sich sicher, das etwas mit der Bremse nicht stimmte.
Ziemlich aufgeschmissen standen wir da und wussten nicht, was wir machen sollten. Langsam und achtsam fuhren wir zurück zum Campingplatz und beschlossen, unseren Auto-Vermieter anzurufen.
Doch noch während der langsamen Fahrt hörte das Geräusch schlagartig auf und alles funktionierte wieder – was für ein Glück!
Wieder beruhigt konnten wir so später das Essen genießen, den Anruf auf den nächsten Morgen verschieben und den Abend mit Allard beim Kartenspielen gemütlich ausklingen lassen…
Und zum Abschluss für alle Traveller: Route 136 ist durchaus befestigt… Man muss nur den Weg dorthin finden und nicht „schnellsten Weg“ bei Google-Maps wählen!
Als wir das erfuhren, ärgerten wir uns kurz, bis uns auffiel: Ohne den Umweg hätten wir Allard nie getroffen.
Nichts ist so schlecht, dass es nicht für etwas gut sein könnte!
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