60 Kilometer voller Strände, Buchten, Meer und Wald.
Das sollte der Plan für die nächsten vier Tage unseres Abenteuers sein. Der erste „Great Walk“ Neuseelands stand uns bevor!
Nachdem wir unsere Rucksäcke mit Schlafsäcken, Zelt und einem Berg von Instant-Reis und Keksen gepackt hatten, fühlten wir uns bereit wie nie. Bevor wir uns auf den Weg zum „Abel Tasman National Park“ machten, legten wir einen letzten Stop in der Zivilisation ein, um uns den Wochenendmarkt in Nelson anzuschauen. Uns dieser war wirklich sehenswert: Neben allerlei lokalem Essen und Getränken gab es tolle Handwerkskunst, Schmuck, Kleidung und Leckereien. Tatsächlich gab es sogar Brezeln und deutsche Wurst!
Der Markt hatte neben den spannenden Ständen auch einen anderen Vorteil: Wir trafen ein weiteres Mal auf unseren geliebten Herbert, da Lars sein Handtuch bei ihm vergessen hatte…
Mit dem Handtuch im Gepäck fuhren wir nun los nach „Marahau“, der Startpunkt unserer viertägigen Wanderung.
Auf dem Parkplatz trafen wir ein paar letzte Vorbereitungen, die Rucksäcke wurden verschlossen und ab damit auf den Rücken.
Motiviert stapften wir los, und passierten das Eingangstor des Abel Tasman National Parks! Kilometerstand: 0 von 60.
Für den ersten Tag hatten wir uns eine „kleine“, vierstündige Wanderung zum „Anchorge Campingplatz“ vorgenommen. Doch der Weg schien immer länger zu werden…
Wir legten zahlreiche Schokoladenpausen ein, denn der Rucksack war, wie könnte es anders sein, mal wieder viel zu schwer. Während Leslie begann, einen Hass auf ihren Rucksack zu entwickeln, versuchte Lars sie abzulenken und auf die Schönheit der Natur aufmerksam zu machen.
Nachdem wir zahlreiche, schöne Buchten passiert hatten, erreichten wir am späten Nachmittag den ersten Campingplatz, auf dem wir schnell das 10€-Zelt aufbauten und uns dann ans Abendessen machten. Beim Essen lernten wir unsere Zeltnachbarn, zwei einheimische Frauen, kennen. Diese gab uns reichlich Tipps für gutes Fertigessen auf Wanderungen. Anschließend hieß es nur noch: Flucht vor den Moskitos – rein ins Zelt – und beten, dass es nicht davon fliegen würde!
Oh yeah!
Am nächsten Morgen war das Zelt noch da, wo wir es aufgebaut hatten! Allerdings war es von innen und außen nass, aber wir waren zum Glück trocken und frühstückten munter, während nun auch das Zelt in der Morgensonne vor sich hin trocknete!
Auf der nächsten Etappe erwarteten uns Muskelkater, Hängeseilbrücken sowie atemberaubende Ausblicke auf traumhafte Buchten und Strände.
Nach ganzen sieben Stunden erreichten wir Bark Bay, wo wir unsere zweite Nacht verbringen wollten. Wir waren im ersten Moment ein wenig verunsichert, weil keine anderen Zelte zu sehen waren, aber später am Abend gesellten sich noch drei weitere Wandergruppen in die kleine Bucht. Auf dem Speiseplan stand heute Abend ein 3-Minuten-Fertig-Reisgericht, welches sich nicht unbedingt sehen, jedoch sehr wohl schmecken lassen konnte! Da am dritten Tag der herausforderndste Abschnitt des Great Walks auf uns wartete, entschieden wir uns, früh ins Bett zu gehen und den Wecker auf „Sonnenaufgang“ zu stellen.
Leslie bewunderte den spektakulären Sonnenaufgang über dem Meer und schoss ein paar schöne Fotos während Lars… einfach weiter schlief!
„In jedem Fall ein gelungener Morgen“, dachte sich jeder für sich.
Wie jeden Tag gab es Porridge zum Frühstück, jedoch stellten wir fest, dass es nach einer Nacht im kalten Zelt noch besser schmeckte als normalerweise. Um 9.00 Uhr war endlich alles zusammengepackt und es ging wieder los. Auf ins nächste Abenteuer!
Bis auf ein paar Momente, in denen wir beinahe aufgegeben hätten und die nur durch viel Kekse, Müsliriegel oder Schokolade gerettet werden konnte, war der dritte Tag ein voller Erfolg.
Wir waren uns einig, dass die über 20 Kilometer lange Wanderung das bisherige Highlight des Nationalparks war.
Sie beinhaltete atemberaubende Natur sowie atemberaubende Herausforderungen: Berge, noch mehr Berge und auf einmal Strand! Tatsächlich mussten wir wie aus dem Nichts einen Strand entlang laufen. Der Weg war jedoch auf einem kleinen Abschnitt vom Meer versperrt. Schuhe und Socken aus, Hosen hoch und los ging es barfuß mit den großen Rucksäcken am Strand entlang! Es wurde jedoch noch besser…
Nach unserer Mittagspause stand uns das sogenannte „Tidal Crossing“ bevor. Hierbei musste man einen Teil des Meeres zwei Stunden vor und nach Ebbe überqueren. Da wir nicht bei Dunkelheit an unserem Nachtlager ankommen wollten, überquerten wir den Meeresarm eine Stunde vor der absoluten Ebbe. Überraschenderweise war das Wasser jedoch ziemlich hoch, um genau zu sein: hüfthoch! Auf Zehenspitzen wateten wir durch das Wasser über den sumpfigen Meeresboden. Dieser Weg strapazierte unsere Flipflops so stark, dass sie nicht überlebten und wir uns nach vier Monaten von ihnen verabschieden mussten…
Die Energie für die letzten zwei Stunden zogen wir aus einer Orange, die wir von zwei netten Wanderern geschenkt bekommen hatten. Dann hieß es noch einmal: Schuhe an und Zähne zusammenbeißen!
Um 19.00 Uhr kamen wir endlich in Totaranui an, wo wir blitzschnell unser Zelt auf dem riesigen Campingplatz aufschlugen. Mit Instant-Nudeln stillten wir unseren Bärenhunger, bevor wir müde in die Schlafsäcke fielen.
Um 5.30 Uhr klingelte der Wecker: Der letzte Tag unseres Great Walks begann!
Obwohl wir bei der Dunkelheit und Eiseskälte am liebsten im Zelt geblieben wären, mussten wir uns etwas beeilen, denn unser Shuttle nach Marahau fuhr um 13.30 Uhr. Diszipliniert packten wir unsere Rucksäcke und kochten gleichzeitig Porridge, dass uns für die letzten fünf Stunden stärkte.
Ein letztes Mal genossen wir die wunderschöne Landschaft des Nationalparks und durchquerten mehrere, traumhafte Strände, die im morgendlichen Licht eine ganz neue Atmosphäre zauberten.
Nach fünf Stunden erreichten wir das Tor. Wir hatten es geschafft! 60 Kilometer! Stolz wie Oskar posierten wir vor dem Ausgang des Abel Tasman National Parks:
Und schon kam der Shuttle um die Ecke und brachte uns auf einer extrem kurvigen Straße zurück nach Marahau. Während es Leslie fast schlecht wurde, schlief Lars die komplette Fahrt und entging so der Achterbahn.
Zurück in Marahau zogen wir wieder in unseren Camper ein, auf den wir uns nach drei Nächten im Zelt riesig freuten.
Und schließlich holten wir uns unsere Belohnung ab, die wir uns seit Tag 1 für das Ende der Wanderung versprochen hatten: Einen Burger beim beliebten Lastwagen-Restaurant „The Fat Tui“.
Und dieser war wirklich mit Abstand der beste Burger, den wir in unserem ganzen Leben je gegessen hatten!
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