„Manchmal weiß man einfach, dass es Zeit ist, nach Hause zu kommen“

Nachdem unser zweiter Flug abgesagt wurde und etliche Länder, unter anderem auch Neuseeland, ihre Grenzen geschlossen hatten, mussten wir eine Entscheidung treffen. Wollten wir direkt nach Hause fliegen oder in Neuseeland bleiben und riskieren, eventuell die nächsten Monate im Land zu verbringen?
Tausende Gedanken, Diskussionen und Überlegungen später hatten wir eine Entscheidung getroffen. Obwohl wir bei Tracey und Paul ein wunderschönes Zuhause hatten, spürten wir, dass unsere Familie in Deutschland uns in dieser schwierigen Zeit zu Hause brauchte. So buchten wir schweren Herzens einen Flug nach Deutschland für Samstag, den 21. März. Damit beendeten wir unser Abenteuer zwei Wochen früher als geplant…

Die letzten zwei Tage unserer Reise machten wir die letzten Erledigungen und besichtigten die letzten, spannenden Ecken von Christchurch. Vor allem genossen wir ein letztes Mal die Freiheit, mit dem Fahrrad in die Stadt zu fahren und dort ein Eis zu essen, denn in Deutschland wurde bereits die Ausgangssperre verhängt.

An unserem letzten Abend luden wir Paul, Tracey und Olly zum Essen ein und verbrachten einen tollen Abend zusammen. Wie jeden Abend schauten wir zusammen Fernsehen, tranken Tee, aßen Kekse und spielten mit Chester. Dann hieß es: Schnell ins Bett, denn am nächsten Morgen mussten wir um 5.00 Uhr zum Flughafen.

Früh morgens wachten wir ein letztes Mal in Neuseeland auf. Leider mussten wir uns von Tracey zu Hause verabschieden, denn sie fühlte sich an diesem Morgen nicht gut. Nach dem ersten, schwierigen Abschied wiederholte sich dieser am Flughafen, wo wir uns von Paul, der uns hingebracht hatte, verabschiedeten. Schweren Herzens trennten wir uns von unserer Kiwi-Familie. Doch als kleines Dankeschön hatten wir ihnen einen Lilien-Strauß und einen kleinen Brief hinterlassen. So konnten sie sich die nächste Zeit an uns erinnern…

36 Stunden Reisezeit, 24 Stunden im Flugzeug, ein paar Stunden in Auckland und 6 Stunden am Flughafen von Hong Kong lagen vor uns. Trotzdem waren wir froh, diesen Flug bekommen zu haben, denn in dieser Zeit wurde ein Flug nach dem anderen gecancelt. So stand während unseres ersten Fluges nach Auckland immer noch die Befürchtung, dass ein Flug unserer langen Heimreise gecancelt werden könnte. Doch als wir dann in Auckland bereits alle weiteren Boarding-Pässe erhielten, waren wir uns sicher: Wir kommen nach Hause!

Den ersten 12-Stunden-Flug nach Hong Kong verbrachten wir mit Filme schauen. So verging die Zeit wortwörtlich wie im Flug. In Hong Kong angekommen, wurde uns erst mal Fieber gemessen, bevor wir überhaupt den Flughafen betreten durften. Nach einer schnellen Handgepäckkontrolle gelangten wir in den Transit-Bereich, der zu unserem Erstaunen menschenleer war.

Nun mussten wir uns sechs Stunden lang wach halten, da wir auf dem Flug nach Frankfurt nach deutscher Zeit schlafen wollten, um den Jetlag zu minimieren.
Das funktionierte – fast! Denn als verkündet wurde, dass der Flug sich um eine Stunde verspätete, fiel Leslie in einen Dornröschenschlaf…

Endlich saßen wir im letzten Flugzeug der Heimreise: Auf nach Frankfurt!
In einem Flugzeug voller maskierter und behandschuhter Deutscher, die alle wegen Corona ihren Urlaub verkürzen mussten, versuchten wir, mit Schlaf die Zeit totzuschlagen.

12 Stunden später sahen wir die Sonne über Deutschland aufgehen. Wir betraten müde und geschlaucht, aber überglücklich den Flughafen Frankfurts. Nach der Einreise und Gepäckausgabe spannten wir unsere Familien nicht weiter auf die Folter und traten aus der Tür.

Ein riesiges, blau-rotes Plakat sprang uns direkt in die Augen: Welcome back, Lars & Leslie! Daneben unsere sehnsüchtig wartenden und erleichterten Familien.
Unter Tränen und Lächeln begrüßten wir uns!
Nach einem halben Jahr voller Abenteuer, Spaß, Adrenalin, Begegnungen und Erfahrungen fürs Leben hatten wir es geschafft:
Wir waren zu Hause!

Kategorien: Neuseeland

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