Ich schlage die Augen auf. Wo bin ich? Achso, im Auto auf dem Weg nach Napier. Aber warum fährt Lars 30 km/h auf der Landstraße? Als ich ihn anschaue, sehe ich den nervösen Blick in seinen Augen. „Leslie, irgendetwas mit unserem Auto stimmt nicht!“

So bemerkten wir auf unserer Fahrt nach Napier, dass unser Auto ein Problem hatte. Beim ersten Blick auf Rad und Motorhaube erkannten wir leider mit unserem lückenhaften Autowissen nichts. Es blieb uns nichts anderes übrig, als den Weg vorsichtig weiterzufahren – zumindest fuhr unser Auto ja noch, es ratterte nur ein bisschen und wir waren uns nicht sicher, ob es wirklich kaputt war…

Spät am Abend kamen wir so endlich in Napier an und fuhren auf einen Campingplatz, wo wir von einem netten Kiwi empfangen wurden.

Am nächsten Morgen begann Lars die zweite Inspektion des Autos, diesmal mit Taschenlampe und genauem Blick. Und tatsächlich: Er erkannte den Fehler! Die Federung war herausgesprungen und klopfte lose beim Fahren gegen das Radgehäuse!
Erstmal „Federung Englisch“ googlen und dann schnell unseren Autovermieter JUCY anrufen – um zu erfahren, dass das Auto repariert werden musste und wir am Montag unser neues Auto in Wellington abholen konnten. Zwei Tage später? In Wellington?! Das bedeutete für uns, fünf Stunden langsame Fahrt und einen verlorenen Tag!

Nachdem wir alles abgeklärt hatten, blieb uns nichts anderes übrig, als den Tag zu genießen. So schlenderten wir durch die schöne Innenstadt Napiers und an der Hafenpromenade entlang.

Zudem war samstags ein lokaler Markt im Park, den wir besuchten. Dort probierten wir uns durch verschiedene, neuseeländische Spezialitäten, und natürlich auch den heiligen, extrem teuren, neuseeländischen Honig!
Dazu sprach uns ein freundlicher, grinsender Mann an, der uns verschiedenen Honig versuchen ließ. Und dieser war wirklich ausgesprochen gut – und auf dem Markt gar nicht so teuer! Wir konnten nicht anders, als dem lustigen Mann ein Glas abzukaufen. So gab es die nächsten Tage Honigbrot zum Frühstück…

Mittags stellten wir uns dann der Herausforderung des Tages: Die fünfstündige Autofahrt nach Wellington. Nachdem wir eine gefühlte Ewigkeit bei jeder Kurve die Zähne zusammenbissen und bei jeder Unebenheit in der Straße aufstöhnten, hatten wir es endlich bis zum Campingplatz geschafft – Puh!

Sonntags verbrachten wir schließlich einen wunderschönen Tag in der modernen Hauptstadt Neuseelands. Wir schlenderten die Shopping Mall entlang, tranken einen Kaffee am Hafen, lauschten Straßenmusikern und genossen die Atmosphäre am Wasser. Am Hafen fanden wir spontan einen tollen Markt, in dem die verschiedenen Stände in Schiffscontainern aufgebaut waren – wie kreativ!

Für die Nacht hatte Lars ein Airbnb als Überraschung gebucht, sodass wir uns von unserem Auto-Schock erholen konnten.

Am nächsten Morgen war es endlich soweit: Wir konnten unser Auto austauschen!
Und das ging ziemlich flott: Das Auto wurde kurz gecheckt, Unterschrift, Geld zurück, neues Auto – los geht’s auf die Straße!
Und das neue Auto nutzten wir direkt aus, denn ein langer Fahrttag lag vor uns. Sieben Stunden nach New Plymouth mit einer kleinen Mittagspause in Whanganui. Die Fahrt erleichterten wir uns mit viel Musik und Essen…

Abends kamen wir am kostenlosen Campingplatz an – wir dachten zumindest, er wäre kostenlos, aber das ist eine lange Geschichte…

Zunächst entspannten wir uns etwas am See, lasen ein wenig und übten an unserer Straßenkunst-Nummer, die wir voraussichtlich auf der Südinsel aufführen würden.
Nach unseren Aktivitäten knurrte uns langsam der Magen, und wir bemerkten, dass wir nichts mehr zu essen im Auto hatten. Also fuhren wir in die Stadt und aßen dort zu Abend. Um 23.00 Uhr kamen wir schließlich zurück auf den Campingplatz. Dort gab es nur vier bestimmte Plätze für Autos ohne mobile Toilette, jedoch war keiner mehr frei. Also parkten wir, müde vom Tag, direkt neben einem solchen Parkplatz, um möglichst nah am vom Campingplatz bereitgestellten Toilettenhaus zu parken. Da es schon spät war, und alle Ranger bekanntlich um 23 Uhr schon im Bett sind, dachten wir uns nichts Weiteres dabei.
Am nächsten Morgen sollten wir lernen, dass Ranger dafür früh aufstehen und das knapp daneben auch vorbei ist.

Als wir aufwachten, fanden wir den Zettel „Infringement Notice“ (also Strafzettel) an unserer Windschutzscheibe klemmen. Und dann fielen uns fast die Augen heraus:
Diese Nacht sollte uns 120 Euro kosten!

Wir versuchten unser Glück, mit einem Brief an den District Council. Ob unsere Überzeugungskunst für eine Minderung der Strafe ausreichte, würden wir in den nächsten Wochen erfahren…

Und die Moral von der Geschicht‘:
Der Ranger mag unser neues Auto nicht!

Kategorien: Neuseeland

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