Ein Hauch von Nervosität lag in der Luft und ein spannender Tag vor uns. Der Morgen begann nach dem Ausräumen unseres Hostel-Zimmers mit dem ersten Wäsche waschen. Beim Waschen gab es keinerlei Probleme, genau wie beim Wäsche aufhängen. Das Abhängen wurde uns allerdings zum Verhängnis, denn da hing nicht mehr viel, was man hätte abhängen können. Der Wind hatte unsere Klamotten auf der Terrasse des Hostels verteilt und wir sammelten sie nun vom Boden auf.
Die Anspannung blieb jedoch auch nach dem Waschen, während eines kleinen Spaziergangs am Strand, bestehen, denn am Nachmittag wollten wir unseren Camper abholen. Lars sah die Herausforderung schon vor sich: LINKS FAHREN. Plötzlich wurde er aus seinen Gedanken gerissen… Was hat sich da bewegt? Bei genauerem Hinsehen konnte man sehen wie sich Muscheln bewegten, die von Krebsen bewohnt wurden. Von unserem Sitzplatz konnten wir hunderte Krebse aus der Nähe beobachten, was Lars total faszinierte, während Leslie langsam in Panik geriet, als die Krebs drohten, uns zu „überrennen“.
Zurück im Hostel setzten wir uns ein letztes Mal an den Pool und führten noch ein paar spannende Gespräche, bevor wir uns auf den Weg machten, um unseren Camper abzuholen. Laut Lars konnte man Bus Nummer 5,8 oder 10 nehmen. Wir entschieden uns für Nummer 8 und warteten während 5 und 10 bald vorbeigefahren waren.
Wir bekamen beide ein wenig Panik, zu spät zu kommen, weil unser Bus ausgefallen war. Am Ende war jedoch einfach nur der Bus wieder eine viertel Stunde zu spät – so sind sie die Australier…
Bei der Einführung des Campers erschien uns alles „wunderprächtig“ oder auch „nice“, wie Lars dem Vermieter gegenüber häufig betonte. Der Van hatte eine unerwartet „nice“ Ausstattung und dem Abenteuer konnte schließlich nichts mehr im Weg stehen.
Raus auf die Straße und „keep left“ stand bei jeder Gelegenheit auf Schilder geschrieben… Das musste Lars jetzt nur noch MACHEN! Alles easy bis zur ersten Kreuzung und dann begann auch schon das Hupkonzert. 😀
Der Klassiker: Die Vorfahrt genommen.
Lars fühlte sich zunächst wie in seiner ersten Fahrstunde, nur diesmal ohne Fahrlehrer.
Dafür war Leslie an seiner Seite, die sich tapfer im Navigieren versuchte und Lars ansonsten öfter mal die Verkehrsregeln erklärte!
Einparken zurück im Hostel erwies sich als erstaunlich leicht, denn es war sehr vergleichbar mit dem Einparken des Transporters, den Lars in Deutschland ab und zu gefahren war. Im Hostel holten wir unsere Rucksäcke und unsere Essensvorräte aus dem Kühlschrank und verabschiedeten uns von den tollen Menschen, die wir hier kennengelernt hatten.
Beim Campingplatz angekommen, war da gar kein Campingplatz – wir standen mitten in einem wohlhabenden Wohngebiet und dachten, wir haben die Orientierung verloren. Doch dann kam plötzlich ein Mann aus seinem Haus und fragte, ob wir Hilfe benötigten. Als wir ihm das Problem erklärten, erzählte er uns, dass der gesuchte Campingplatz in seinem Hinterhof wäre. Er vermietete seit zwei Jahren einen „exclusive Campsite“, wie er ihn nannte. Und wir müssen zugeben: Dieser Platz war überaus exclusiv. Vermutlich werden wir auf der gesamten Reise kein besseres Bad oder eine bessere Dusche geboten bekommen als Zuhause bei Ian. Überwältigt und überanstrengt von einem langen Tag fielen wir in den Schlaf.
Früh morgens standen wir auf, da wir – warum auch immer – Motivation hatten, nach einer Woche reisen und essen wieder mal joggen zu gehen. Dies zeigte sich schon nach fünf Minuten als sehr schlechter Plan, denn es war morgens um sieben Uhr schon viel zu heiß, um überhaupt über Sport nachzudenken. Also machten wir uns schon nach 15 Minuten wieder auf den Heimweg. Leslie hatte erstaunlicherweise am nächsten Morgen trotzdem Muskelkater…
Nach dem Frühstück und einer gemütlichen Dusche im Luxusbad fuhren wir noch schnell einkaufen, um uns für die nächsten Tage auszurüsten, denn wir wollten den Kakadu-Nationalpark besuchen.
Nun hieß es erstmal: Drei Stunden geradeaus fahren, ohne Kurven, ohne Hügel und ohne Gegenverkehr. Naja, fast ohne Gegenverkehr. Plötzlich sahen wir weit vor uns mitten auf der Straße etwas über den Weg spazieren. Als wir etwas näher herankamen, erkannten wir eine mindestens einen Meter lange Echse direkt vor uns. Zunächst waren wir fasziniert von dem außergewöhnlichen Tier, doch gleichzeitig ergriff uns die Panik, denn wir waren viel schneller als die Echse: Was sollten wir tun?
Ausweichen war unmöglich, da links von uns nur Wald war und die Gegenspur trotz wenig Verkehr zu riskant war. Die Echse kam immer näher… Also kniffen wir beide fest die Augen zusammen und fuhren darüber. Doch – wie ein Wunder – schaffte es Lars tatsächlich, die Echse genau zwischen die Camperräder zu bekommen, sodass wir sie, als wir in den Rückspiegel schauten, immer noch spazieren sahen – Glück gehabt!
Nach diesem Schreck wussten wir zumindest eins: Wir waren zwischen all den Tieren und Bäumen im Kakadu-Nationalpark angekommen.
Eine Weile später sahen wir auch endlich das Willkommensschild der Aboriginals: „Welcome to our home!“
Im Infocenter besorgten wir uns den Park-Pass und rüsteten uns mit allerlei Karten, Wandertipps und Infos zu Highlights aus. Eine nette Frau erklärte uns, wo wir mit unserem Camper hinfahren können und zeigte uns diverse Campingplätze zu der Karte.
Da schon der Sonnenuntergang herannahte, suchten wir auch direkt einer dieser Plätze, um dort zu übernachten. Als wir dort ankamen, stand am Eingang folgendes Schild:
Bei solch einem Schild sieht man den Campingplatz schon mal mit ganz anderen Augen. Aber risikofreudig wie wir sind, suchten wir uns trotzdem einen schönen Übernachtungsplatz mitten im Grünen.
Beim Kochen stellten wir jedoch fest, dass Krokodile hier nicht unsere Hauptfeinde sind, sondern: FLIEGEN und Mücken aller Art! Sie waren plötzlich überall, beim Abendessen, beim Zähneputzen und im Camper und man hatte keine Chance gegen sie. Zudem hatte es in unserem Camper durch die Tageshitze (36 Grad) und das Kochen gefühlte 45 Grad. Die Kombination aus Mücken und Hitze erschwerten uns das Einschlafen ziemlich, aber irgendwann fielen wir dann doch in unsere Träume. Nach den ersten Tier-Begegnungen konnten wir uns auf eine aufregende Zeit im Kakadu-Nationalpark gefasst machen!
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