„Kia Ora and welcome to the South Island“?
So einfach war es dann doch nicht…
Nach einer langen Nacht mit wenig Schlaf auf einer Holzbank zwischen anderen Backpackern und Surfbrettern klingelte der Wecker um vier Uhr morgens. Ungefähr zeitgleich erreichte uns eine Email der Fluggesellschaft: „Ihr Flug um 6.35 Uhr wurde leider gecancelt.“ Und jetzt?!
Zum Glück konnten wir den Flug relativ schnell auf 9.15 Uhr am gleichen Tag umbuchen. Unsere Nacht am Flughafen hätten wir jedoch demnach auch im bequemen Hostelbett verbringen können…
Trotzdem bedeutete der nun verspätete Flug ein paar Stunden Extra-Schlaf und ein ausgiebiges Frühstück mit Trostwaffeln am Flughafen – Mmh!
Um 9.15 Uhr ging es dann endlich los. Da wir in den Flug hineingerutscht waren, konnten wir leider nicht nebeneinander sitzen. Da unser erster Flug gecancelt wurde, bekamen wir einen Essensgutschein, den wir während des Fluges einlösen konnten. Lars gönnte sich direkt einen Schokomuffin und eine große, heiße Schokolade. Nur zu schade, dass Leslie ihren Voucher verpasste – sie war bereits vor dem Start in einen Jahrhundertschlaf gefallen…
Und dann hatten wir es mit einigen Stunden Verspätung endlich geschafft: Wir waren auf der Südinsel angekommen! Allerdings hatten wir unseren Rucksack ungewollt erleichtert, da wir unser Nackenkissen und den Adapter am Flughafen der Nordinsel gelassen hatten…
Unsere Erkundungstour in der Ankunftsstadt Christchurch mussten wir auf den nächsten Tag verschieben, denn als wir im Hostel ankamen, fielen wir am Nachmittag direkt in unsere Betten und schliefen vier Stunden lang. Nachdem wir verwirrt aufgewacht waren und abgecheckt hatten, dass wir jetzt auch wirklich auf der Südinsel waren, liefen wir das erste Mal durch Christchurch und erkundeten im Abendlicht den Weg zum Supermarkt. Da wir im Hostel Mehl und Zucker im „Free Stuff“ gefunden hatten, kauften wir noch Milch und Eier, um Pfannkuchen zu backen und unseren Bärenhunger zu stillen. Doch als wir ins Hostel zurückkamen, bemerkten wir, dass wir wohl nicht die Einzigen mit der grandiosen Idee des Pfannkuchenbackens waren, kurzgesagt: Das Mehl war weg!
So gab es an diesem Abend anstatt Spinat-Feta-Pfannkuchen schließlich Spinat-Feta-Rührei.
Never trust free stuff!
Abends lernten wir noch die zwei Amerikaner Paul und David kennen. Die Skater putzten das Hostel, um sich ihre Reise zu finanzieren. Lustige Gespräche über das typische Backpackerleben und Strafen für verbotenes Freecamping führten zu einem unterhaltsamen, langen Abend…
Der nächste Tag sollte der Erkundungstag der Stadt werden. So machten wir uns um 10.30 Uhr auf den Weg zum Visitor Center, wo eine Stunde später die kostenlose Stadtführung starten sollte. Als wir an der Touristeninfo ankamen, war auf dem Platz neben der I-Site eine kleine Bühne aufgebaut. Auf dieser bereitete gerade ein Künstler seine „Juggling-Unicycle-Show“ vor. Gespannt beobachteten wir ihn, bis wir den Schauplatz jedoch aufgrund der Stadtführung verlassen mussten.
Die nächsten zwei Stunden führte uns der Guide Simon, ein großer, junger Mann mit Dutt, durch seine Heimatstadt. Wir erfuhren Interessantes über die Maori in Christchurch und über die europäische Geschichte der jungen Stadt.
Jedoch vor allem erzählte uns Simon den Grund für die zahlreichen, eingestürzten und zerstörten Gebäude in Christchurch: Das tragische Erdbeben 2011.
Hierbei ging ebenfalls eines der Wahrzeichen der Stadt, die Kathedrale, zu Bruch:
Leider verloren 185 Menschen beim Erdbeben ihr Leben. An diese wird mit 185 weißen Stühlen, die in der Stadt aufgebaut sind, erinnert. So erläuterte unser einheimischer Guide die dunklen, letzten Jahre der Stadt, aber andererseits auch der Wiederaufbau.
Zu guter Letzt lüftete er das Geheimnis um die aufgebaute Bühne: Zufälligerweise fand in diesem Monat das sogenannte „World Buskers Festival“ (Welt-Straßenkunst-Festival) in der Stadt statt.
Viele Straßenkünstler aus aller Welt kamen zu diesem Festival, um ihre Künste auf den Straßen Christchurchs zu präsentieren. So waren in der ganzen Stadt kleine Bühnen und Schauplätze aufgebaut auf denen drei Wochen lang Künstler auftraten. Wir fühlten uns zur richtigen Zeit am richtigen Ort!
Den ganzen Nachmittag schauten wir Shows an und applaudierten den Künstlern, die jonglierten, Einrad fuhren und Witze rissen. Das Publikum tobte, als die zwei einheimischen Künstler „Mullet Man“ und „Mr. Spin“ ihre Show zum Besten gaben. Während „Mullet Man“ seine langen Haare durch die Luft schwang, überzeugte „Mr. Spin“ mit seinem schrillen Schnurbart – echte Straßenkunst-Ikonen!
Unter den Künstlern fühlte sich Lars heimisch und bekam nach dem Zuschauen der Show selbst Lust, auf der Straße seine Jonglage zu präsentieren. Tatsächlich erlaubte uns das Organisationsteam die Straßenkunst ohne Lizenz. Kurzerhand stellte sich Lars direkt vor den Gründer Christchurchs, legte seinen Hut aus und warf seine Bälle in die Luft. Nach kurzer Zeit inklusive Platzwechsel zahlte sich die Mühe aus: Etwas Cash auf die Hand, zwei kostenlose Kartoffellanzen und eine leckere Langos konnten wir mit dem Jonglieren erwerben – und das auf dem „World Busking Festival 2020“!
Am nächsten Morgen war der Tag gekommen, auf den wir seit einigen Wochen sehnlichst gewartet hatten: Wir konnten endlich unser neues Zuhause auf vier Rädern abholen!
Um 11.00 Uhr morgens fuhren wir mit dem Bus zu „Spaceships Rentals“, wo wir unseren Camper abholen sollten. Dort angekommen, bekamen wir zunächst einen leckeren Latte für die Wartezeit angeboten. Obwohl Lars dieses Angebot fast zerstörte: Die Kaffee-Maschine zeigte an, dass man den Wassertank auffüllen sollte. Kein Problem für Lars! Er kippte eine Tasse Wasser nach der anderen in den Behälter, bis er merkte, dass dieser für die Kaffeebohnen vorgesehen war…
Eine halbe Stunde später hielten wir stolz den neuen Autoschlüssel in der Hand. Und los ging der Roadtrip – Wuhuuu!
Zunächst besorgten wir uns ordentlich Proviant für die nächsten Tage und stopften den viel zu kleinen Kühlschrank randvoll.
Dann fuhren wir los in Richtung des ersten Ziels, die „Banks Peninsula“. Über eine sehr schöne, aber auch sehr kurvenreiche Landstraße überquerten wir die grünen Hügel und erreichten am Nachmittag die „Pigeon Bay“. Hier parkten wir auf dem Campingplatz direkt am Wasser und richteten gemütlich unseren Camper ein. Anschließend machten wir eine kleine Wanderung an der Bucht entlang. Abends kochten wir uns ein warmes Gericht und sahen die Sonne über der Bucht untergehen – wir waren zurück im Camper-Leben!
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