Fear less. Live more.
So stand es auf dem Bus geschrieben, der auf der Strecke nach Queenstown vor uns herfuhr. Und schon an unserem ersten Tag in der „Adrenalin-Hauptstadt“, wie die Neuseeländer sie nennen, stellten wir fest, dass der Aufdruck des Busses ziemlich passend zu der Atmosphäre der Stadt passte! Überall Informations- und Buchungszentren und jede Menge Werbung für das nächste Abenteuer: Bungee hier, Bungee dort, Jetboat unter und auf dem Wasser oder doch lieber einen Skydive?
Das Angebot überforderte uns zunächst ein wenig. Deshalb entschieden wir uns, das Adrenalin für die nächsten Tage aufzuheben und uns erst einmal einer ganz anderen Seite Queenstowns zu widmen. Den diese kleine Stadt am See Wakatipu ist in Neuseeland nicht nur Hauptstadt des Abenteuers, sondern nebenbei auch Hauptstadt der Straßenkunst: Musiker, Jongleure und andere Artisten standen an jeder Ecke und warteten mit einem Talent und ihrem Hut auf Touristen.

Schon in Australien hatten wir uns selbst eine „Streetart Performance“ in Queenstown auf die To-Do-Liste gesetzt. Während der gesamten Reise hatten wir an einer gemeinsamen Show, die Akrobatik und Jonglage vereint, geprobt.
Nachdem wir unsere Performance kostenlos beim Rathaus angemeldet hatten, stand der Prämiere nun nichts mehr in Weg.
Obwohl es sehr schwer war, Menschenmassen für unsere fünfzehnminütige Nummer zum Stehenbleiben und Zuschauen zu bewegen, waren wir nach unseren drei Auftritten sehr stolz auf uns und hatten uns sogar das Abendessen auf diese Weise finanziert.

Und das Abendessen war alles andere als ein normales Abendessen. Es war einer der Attraktionen in Queenstown schlecht hin: Der Fergburger – geöffnet von 8 Uhr morgens bis 5 Uhr morgens. Jedoch muss man hier zu jeder beliebigen Tageszeit mindestens eine halbe Stunde am überfüllten Gourmet-Fast-Food-Burger anstehen. Übertriebener Hype, könnte man meinen! Das dachten wir uns auch – bis zu dem Moment, als wir in unseren Burger hineinbissen. Der Geschmack rechtfertigte den ganzen Andrang und die Beliebtheit in jedem Fall – eine Empfehlung, die vermutlich jeder, der nach Queenstown reist, bekommt: Fergburger!

Den zweiten Tag ließen wir noch ein bisschen entspannter angehen. Der eigentlich angekündigte Regen blieb aus, also kündigte Leslie spontan eine Shopping-Tour an. Das Einkaufen verlief auch für den geduldige Lars recht entspannt und wurde mir einer Kugel Eis belohnt.


Abends kletterten wir zum Sonnenuntergang mit ein paar Deutschen, die wir vom Campingplatz kannten, den Tiki-Trail hinauf. Dieser endete an der Bergstation einer Gondel und mit jeder Menge Atemnot. Letztendlich lohnte sich der Aufstieg weniger für die von der Gondelstation beeinträchtigte Aussicht und die hinter den Wolken verschwindende Sonne, sondern mehr für den wunderschönen Sternenhimmel!

Gedanken am nächsten Morgen:
Vor der Jetboat Fahrt: „Sollen wir echt Geld für ein schnelles Boot ausgeben? Naja, es ist gerade im Sonderangebot, also lass es uns ausprobieren!“
Nach der Jetboat Fahrt:
„Oh mein Gott – das war verrückt! Das war besser als Achterbahn fahren! Sollen wir nochmal fahren?“


Neben Abenteuer und Straßenkunst gibt es rund um Queenstown auch wunderschöne Panoramas zu genießen. Und genau das taten wir am Nachmittag nach dem aufregenden Jetboat Trip. Wir erklammen den Queenstown Hill, um eine spektakuläre Sicht über die Stadt, den See und umliegende Berge zu erhalten. And here it is:

Viele Reisende hatten uns den Queenstown Hill als Wanderung empfohlen, weil diese insgesamt nur drei Stunden geht, im Vergleich zur deutlich populäreren Wanderung auf den Ben Lomond, die acht Stunden in Anspruch nehmen sollte.
Wir konnten auf der Spitze des Queenstown Hill kaum genug von der atemberaubenden Aussicht bekommen. Deshalb entschieden wir uns wie so oft, auch die größere Herausforderung anzunehmen. Viele hatten uns versichert, dass die Panoramas sehr ähnlich wären und der harte, vierstündige Aufstieg sich möglicherweise nicht lohnte. Aber davon wollten wir uns am nächsten Tag mit unseren eigenen Augen überzeugen!
Es hieß also Frühstück, Zähne putzen und Ben Lomond. Die erste Stunde kannten wir bereits von unserer Nachtwanderung – der Tiki Trail. Dieser war bereits sehr anstrengend aber es wurde nicht leichter…
Zwei weitere Stunden vergingen, bis wir am „Saddle“ angelangt waren, wo wir erstmal eine Vesperpause einlegten. Von hier konnte man den Gipfel schon sehen und der Aufstieg sollte auch „nur noch“ eine Stunde in Anspruch nehmen.


Irgendwann hatten wir den Kampf gegen unsere eigenen Beine gewonnen und fanden uns auf der Spitze des Berges wieder. Wir stellten fest, dass Reisende, die den Queenstown Hill als „sehr ähnlich“ beschrieben hatten, vermutlich noch nie auf dem Ben Lomond gewesen waren. Für uns war die Aussicht noch sehr viel schöner als der Quernstown Hill am Tag zuvor. Wir hatten ein traumhaftes 360-Grad- Panorama bei tollem Wetter. Wir hätten es uns nicht besser erträumen können:


Nach einem sehr entspannten, zweistündigen Aufenthalt machten wir uns auf den Weg nach unten und meisterten den Abstieg mit einer kleinen Eis-Pause an der Gondelstation innerhalb von zwei Stunden! Am Abend schliefen wir früh und erschöpft ein – das nächste Abenteuer stand kurz bevor!
Tatsächlich schliefen wir schnell ein, jedoch schlief Leslie nicht besonders tief und fest. Diesmal waren es keine Mäuse, die sie wach hielten – Nein, es war die Angst vor dem nächsten Morgen!
Am Morgen selbst gab es zum Frühstück Porridge mit ein paar Äpfeln und ganz viel Anspannung…
Um 9 Uhr checkten wir ein, stellten uns auf die Waage und warteten. 20 Minuten später kam der Shuttle Bus, um uns und die anderen Verrückten einzusammeln. An der „Kawarau Brücke“ wurden wir schließlich aus dem Bus geworfen. Uns blieben ein paar Minuten, um auf die Toilette zu gehen, aber nicht genug Zeit, um uns es anders zu überlegen…
Wir betreten nun die Brücke. Gut gelaunte, junge Männer springen umher und legen uns nebenbei ein paar Sicherheitsgurte an. Leslie geht zuerst – „sonnst könnte sie das nicht“! Man wickelt ihr ein Handtuch und ein paar Seile um die Waden. Dann heißt es, langsam bis zur Kante nach vorne laufen, fünf Minuten zittern, schwitzen und nervös Fragen zur Sicherheit der Aktion stellen und schließlich: 3 – 2 – 1 Bungee Jump!

Lars sieht Leslie nicht. Er hört sie! Leslie rast mit einem an ihren Waden befestigten Gummiseil 43 Meter in die Tiefe und wird anschließend wieder nach oben katapultiert und wild durch die Luft gewirbelt, bevor sie ein Boot einsammelt und befreit.
Lars ist inzwischen auch nervös, hat aber keine Wahl mehr – seine Freundin ist bereits gesprungen und hat überlebt. Also nicht lange überlegen und mit einem Kopfsprung in die Tiefe stürzen!

Diese Erfahrungen hören sich nicht nur verrückt an – sondern waren es auch!

Dass wir nach diesem Adrenalin-Kick erstmal eine ausgiebige Pause bräuchten, war uns beiden bewusst. Genau genommen wussten wir es schon drei Tage zuvor und hatten deshalb eine Schiffstour zu einem lokalen Bauernhof mit „Farm Show“ und „Gourmet-BBQ-Dinner“ gebucht.
Diese Tour wurde uns zuerst von Herbert und dann auch noch von vielen anderen Neuseeländern aus Queenstown empfohlen: Das Essensbuffet wäre gigantisch und man sollte den ganzen Tag davor nichts essen.
Und daran hielten wir uns. Nach dem Bungee Jump, von dem wir um um 12.00 Uhr zurückkehrten, fasteten wir den Rest des Tages und sparten unseren Hunger für das hoch angepriesene Buffet auf.
Um 16.00 Uhr verließen wir mit dem historischen Schiff – der TSS Ernslow – den Hafen! Ein lautes Knurren war zu hören und wir freuten uns auf das Essen, während wir die malerische Landschaft bei der Überquerung des Sees genossen…

Zwei Stunden später liefen wir vom Restaurant durch einen Rosengarten in Richtung Farm Show und Lars konnte kaum laufen, zudem war ihm schlecht.
Was war passiert?
Das Buffet stellte sich noch besser heraus, als erwartet! Ein Essenshimmel auf Erden. Von tausend verschiedenen besonderen Salaten über Beilagen und lokalem Fleisch bis hin zu den zehn verschiedenen Nachtisch-Varianten war hier für jeden etwas dabei. Und nicht nur etwas, sondern auch noch so viel wie man wollte, oder so viel wie man eben in einer Stunde essen konnte.
Wie man Lars kennt, genoss er nach drei vollen Tellern (den Hauptgängen, wie er sie nannte) ein bisschen zu viel Nachtisch – alles probiert und noch ein bisschen mehr.
Es war, wie man so schön sagt, einfach zuviel des Guten!
Glücklicherweise legten sich die Magenkrämpfe allerdings schon nach einer halben Stunde wieder, so dass wir beide unsere volle Aufmerksamkeit dem jungen Bauer auf der Bühne widmen konnten. Er demonstrierte dem Publikum ein paar Werkzeuge und schor anschließend ein Lamm auf der Bühne – sehr beeindruckend! Noch faszinierender wurde es als ein Hund für den Bauern die Schafsherde zusammentrieb. Nur mit Blickkontakt und ganz viel Ausdauer gelang es dem kleinen Hund, die große Herde von der Weide in den Stall zu befördern. So etwas hatten wir noch nie gesehen!





Während der Rückfahrt begleitete ein Pianist im Inneren des Schiffes unsere Verdauung und stimmte ein paar Lieder mit den Gästen an.
Zurück in Queenstown, schlenderten wir noch eine Weile durch die Stadt, bevor wir uns auf den Rückweg zum Campingplatz machten. Bemerkenswert war hierbei: Es war das erste Mal während der gesamten Reise, dass Lars sich nicht von Essensangeboten verführen ließ, weil er zur Abwechslung mal so gar keinen Hunger hatte.
Der fehlende Hunger hielt bis zum nächsten Mittag an und sogar nach dem morgendlichen Joggen verzichtete Lars auf Frühstück. Mittags teilten wir uns dann zum Abschluss unser tollen Zeit in Queenstown noch einmal einen Fergburger und rundeten unseren Aufenthalt hiermit wortwörtlich ab!

0 Kommentare