Müde von der langen Nachtfahrt. Nackenschmerzen von den engen Sitzen. Blinzeln. Augen auf. Auf einer großen Brücke. Blick nach links. Das Opera House strahlt uns in grellem Weiß entgegen.
Wir sind in Sydney!
Auch wenn wir in Sydney auf Regen und grauen Himmel trafen, waren wir überglücklich, in der berühmten Stadt angekommen zu sein. Und wir mussten uns nicht alleine zurechtfinden: Direkt an der Bushaltestelle holte uns Leontien (eine Freundin aus der Schule) ab und nahm uns mit in ihre kleine Penthouse-Wohnung, in der sie seit Oktober für ein „Work&Travel-Jahr“ wohnte. Dort legten wir unsere schweren Rucksäcke ab und konnten nach einer anstrengenden Bus-Nacht erstmal ankommen und uns bei lustigen Gesprächen entspannen. Danke Leo!
Mittags hatten wir dann nach einem leckeren Mittagessen wieder Energie, um uns einen ersten Eindruck von Sydney zu verschaffen. Nachdem wir die Town Hall und das sehr luxuriöse Queen Victoria Building abgeklappert hatten und natürlich erstmal durch ein paar Läden durchgeschlendert waren, wartete auch schon die Hauptattraktion Sydneys auf uns: Der Hafen mit der Harbour Bridge und dem einzigartigen Opera House!
Wie ein Tourguide führte Leo uns ans Wasser. Als wir die weiße Oper mit ihren schalenartigen Dächern endlich direkt vor uns sahen, stellten wir fest, dass wir uns tatsächlich in der wunderschönen Metropole Sydney befanden – das war kein Traum!
Und dann hieß es: Fotos, Fotos und noch mehr Fotos. Als dann nach 100 Versuchen schließlich ein akzeptables Bild dabei war, erzählte uns Leo von einem tollen Musical, dass in der nächsten Woche im Opera House gespielt wurde. Und selbstverständlich wollten wir uns das nicht entgehen lassen! Wir reservierten blitzschnell zwei der allerletzten Karten und freuten uns die ganze Woche auf das Musical „Six“ im Opera House…
Nachdem wir durch den kühlen Schatten der Bäume in den „Royal Botanic Gardens“ geschlendert waren, setzten wir uns in ein gemütliches Café mit Blick auf die Harbour Bridge. So lässt sich der Chai Latte genießen!
Abends checkten wir in unser Hostel ein und gingen früh ins Bett, da uns die letzte Nacht noch in den Knochen steckte.
Am nächsten Morgen trafen wir uns um Punkt 10.30 Uhr mit einem „Free-Tour-Guide“ vor der Town Hall, um in den nächsten drei Stunden spannende Geschichten und Insidertipps über die Stadt zu erfahren.
Und Sydney hatte einige historische Geheimnisse, die uns von unserem Guide verraten wurden. So erfuhren wir zum Beispiel, dass während des Krieges im Irak zwei junge Männer auf das Dach der Oper kletterten und in roter Farbe „No war“ darauf pinselten. Als die beiden erwischt wurden und die extrem hohen Reparaturkosten bezahlen mussten, verdienten sie das Geld mit dem Verkauf von kleinen „No-War-Opera-House-Postkarten“ – wie clever!
Nachmittags besuchten wir den Kunsthandwerkermarkt im ältesten Stadtteil von Sydney, „The Rocks“. Dort fanden wir kreativen Schmuck, Souvenirs, Spiele und sogar einen Zauberer – und trafen zufällig zwei Engländer, die wir im Surfcamp kennengelernt hatten!
Mit einem Kaffee stärkten wir uns für die wohl größte Herausforderung des Tages: Der Walk über die 1.6 km lange Harbour Bridge! Von dort aus konnte man über den ganzen Hafen blicken und hatte eine atemberaubende Aussicht auf das Opera House und den „Luna Park“, ein Freizeitpark mitten in der Stadt. Diesem Spaßcenter, der wie ein Jahrmarkt aus den 80er Jahren aufgebaut war, statteten wir nun direkt einen Besuch ab, bevor wir uns am frühen Abend auf den Weg zurück in die Stadt machten.
Sonntags stellten wir uns der zur Zeit größten Gefahr Australiens: Die Buschbrände! Obwohl wir schon viel erzählt bekommen und in den Nachrichten gesehen hatten, bekamen wir an der Ostküste bis dato noch nichts von den Buschfeuern mit. Nun wagten wir uns in die Höhle des Löwens, um uns das Unglück mit eigenen Augen anzuschauen: Die Blue Mountains! Hier war kurze Zeit zuvor alles in Flammen gestanden. Jedoch war der Nationalpark eine Woche vor unserer Ankunft in Sydney wieder für Touristen geöffnet worden. So fuhren wir mit dem günstigen Sonntags-Zug in die Berge. Doch als wir nach zwei Stunden Fahrt ausstiegen, wurden wir von einem starken Hustenanfall überrumpelt. Es roch modrig verbrannt und Rauchwolken schwebten umher. Beängstigt wären wir am liebsten wieder in den Zug gestiegen, jedoch war zum Glück der „Visitor Information Center“, in dem uns die Sicherheit in den Blue Mountains bestätigt wurde, in der Nähe. So wanderten wir los zum ersten Aussichtspunkt.
Doch oben angekommen, erwartete uns eine große Enttäuschung: Anstatt den Blue Mountains sah man grauen Himmel und nichts als Rauch – was ein Disaster! Schockiert über diese Situation überlegten wir, ob wir doch lieber umkehren wollten. So hatten wir die Konsequenzen der Brände vorher nicht erwartet.
Doch wir nahmen unseren Mut zusammen und starteten den großen Walk entlang der steilen Felswände.
Jedoch drehte sich beim ersten Wasserfall der Wind und wie ein Wunder öffnete sich der Himmel und wir bekamen eine tolle Aussicht über die Blue Mountains – was ein Glück!
Motiviert wanderen wir weiter und genossen bei Sonne tolle Aussichten über das Gebirge. Man konnte selbstverständlich aufgrund des Rauches nicht in ewige Weiten blicken, jedoch konnten wir die Felslandschaft erkennen. Die „Great Stairway“ führte uns zu der Brücke zu den fabelhaften und beeindruckenden „Three Sisters“:
Am Ende unserer Wanderung zogen sich die Wolken wieder zusammen und Rauch kreierte einen dunklen Himmel. Zum Glück hatten wir bis dahin alle Highlights der Blue Mountains entdecken dürfen und konnten nun beruhigt zurück in die Stadt fahren. Für die Umstände hatten wir echt großes Glück, die Blue Mountains mit dieser Sicht erkunden zu können!
„Manly to the Spit Walk“ hieß die Herausforderung des nächsten Tages! Wir waren früh aufgestanden, mit der Fähre zum Manly Beach gefahren nun und bereit für die 10 km Wanderung an der Küste Sydneys entlang. Der Startschuss verzögerte sich ein wenig, weil Leslie noch ein paar potenzielle Kleider für das Musical am nächsten Tag anprobierte – allerdings ohne Kauf-Erfolg…
Endlich unterwegs wurden tolle Fotos geschossen, gestaunt und letztendlich auch ganz schön geschnauft! Die 10km Strecke ging auf und ab und hatte es in sich. Kurz vor der Ziellinie überraschte uns noch ein Regenschauer…
Endlich an der Bushaltestelle ließen wir die müden Beine baumeln und klärten nebenbei ein Treffen für den Abend, mit Freunden aus dem Surfcamp, in einem Club in Sydney ab.
Nachdem Lars abends dann auch endlich seine Haare in den Griff bekommen hatte, konnte es auch schon losgehen! Auf zur Sidebar…
In der Sidebar erwartete uns ein freudiges Wiedersehen und ein unvergesslicher Tanzabend. Mit links gewann Leslie kurz nach dem Eintritt die „Limbo-Competition“, was uns genug Freigetränke für den ganzen Abend bescherte. Nach Mitternacht stolperten wir schließlich aus der inzwischen überfüllten Bar. Draußen angelangt, konnten wir unseren Augen kaum trauen: Eine Schlange an Menschen – alle wollten in die „Sidebar“, die wir soeben verlassen hatten.
Mit brennenden Beinen schliefen wir in dieser Nacht wie Steine!
„Oh Baby lass uns aufstehen…“ erklang und schon waren wir wieder auf den Beinen – beziehungsweise auf der Matte! An Neujahr hatten wir uns nämlich das Ziel gesetzt, jeden Tag Yoga zu machen. Die erste Woche war nun abgehakt!
Gedehnt und entspannt packten wir routiniert unsere Sachen und zogen weiter zum Stadteil „Bondi Beach“. Dort bekamen wir zu unserer Überraschung ein privates Zimmer mit Strandblick, das wir vor vier Monaten aus Deutschland gebucht hatten. Es folgte ein entspannter Nachmittag am sehr gut besuchten Strand.
Die Spannung stieg und Leslie konnte es während dem Schminken kaum noch erwaten: Das Musical „SIX“!
Doch zuvor wollten wir noch einen Cocktail in einer rotierenden Panorama-Bar auf einem Wolkenkratzer Sydneys genießen. Auch hierfür waren die Erwartungen sehr hoch…
Rein in den Aufzug – Stock 47 – uuuuund: „Entschuldigung, aber so kommt ihr hier nicht rein, nicht mit den Schuhen!“ Tatsächlich wurden wir Hals über Kopf wieder nach unten befördert, den Lars‘ Sneakers waren im Dress Code der Bar einfach ein „No-go“!
Nach einem Frust-Eis im Hafen schafften wir es allerdings – trotz Sneakers – in das berühmt berüchtigte Opera-House.
SIX! Die Geschichte: Die sechs Ex-Frauen von Henry dem 8. standen im 16ten Jahrhundert folgendem Schicksal gegenüber:
- geschieden
- geköpft
- gestorben
- geschieden
- geköpft
- überlebt
Das war’s! Auch uns erschien das zuerst etwas wenig Geschichte, um sie in einem ganzen Musical zu verpacken.
Doch dann kamen die sechs und rissen uns vom Hocker! Das Musical präsentierte sich modern, lustig und gefüllt mit tollen Liedern und Tänzen. Unsere Erwartungen wurden komplett übertroffen!
Ein weiteres Highlight waren die anschließenden Gespräche mit den Künstlerinnen, welche wir an der „Stage Door“ abfingen! Sogar Autogramme und Fotos konnten wir ergattern:
So toll wie dieser Tag zu Ende ging, fing der nächste Tag leider nicht an! Blick aus dem Fenster: Grau! Überall Rauch und Nebel!
Unseren ursprünglichen Plan, eine kleine Strandwanderung, verwarfen wir sofort und machten die Augen einfach wieder zu. Nach einem sehr entspannten Tag voller Schlaf und Lese-Sessions machten wir den Tag Abends zum besten „grauen Mittwoch“, den wir uns erträumen hätten können. Wir verabredeten uns mit Amy und Thibault, einem englischen Paar, das seit zwei Monaten am Bondi Beach wohnte. Wir kannten sie, wie so viele, aus dem Surf-Camp in Spot X. Zwei Drinks in zwei Bars und tausend Worte machten auch unseren letzten Abend in Sydney unvergesslich!
Wir konnten es selbst kaum glauben, als wir am nächsten Morgen vor unseren Rucksäcken saßen. Es hieß maximal 7kg Handgepäck und „Auf Wiedersehen Australien“ oder auch „Halbzeit“.
Der Tag verging gefühlt genauso im Flug wie die letzten drei Monate selbst. Um 18:45 hoben wir ab, ließen Australien hinter uns, und nahmen die wundervollen Erfahrungen, die wir dort gesammelt hatten, mit in die zweite Hälfte!
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