Wir erwarteten eine kleine, süße Küstenstadt, die hauptsächlich aus Strand, Meer und ein paar Hüttchen bestand – und bekamen eine ganze Stadt mit Wolkenkratzern am Strand: Welcome to Surfer’s Paradise!
Bereits der Name der Stadt erweckte in uns große Vorfreude – ein Paradies für Surfer!
Außerdem trug unser Hostel den attraktiven Namen „On the beach“. Bereits beim Buchen hofften wir, dass der Name Auskunft über die Location des Hostels geben würde und freuten uns auf ein paradiesisches Hostel am Strand…
Doch als wir in Surfer’s Paradise ankamen, schien das Paradies zunächst weit entfernt zu sein. Als wir nach einem Kilometer Fußmarsch an der Stelle ankamen, an der Google eine Stecknadel für unser Hostel gesetzt hatte, traf uns der Schock: Vor uns war ein kleines Haus, das mit seinen kleinen Fenstern, Gittern und grauen Farben aussah wie ein Gefängnis für die schlimmsten Schwerverbrecher, zwischen all den Hochhäusern. So viel hatten wir in Australien jetzt auch wieder nicht angestellt…
Hier mussten wir eindeutig falsch sein!
Doch lieblos war die Aufschrift „On the Beach Backpacker“ an die Wand geschmiert, sodass wir wussten, dass wir uns nicht vertan hatten. Misstrauisch traten wir durch die Gittertür und wir konnten unseren Augen kaum glauben: Von innen war das Hostel komplett sauber und gemütlich eingerichtet. Uns erwartete ein großer Pool, ein gemütliches Fernsehzimmer, eine geräumige Küche und ein sauberes Zimmer mit Bad und – Bemerkung von Leslie – vor allem einem großen Spiegel – Wow!
So kann der äußere Eindruck manchmal täuschen…
Den Mittag verbrachten wir hauptsächlich am gigantischen Strand, der direkt an die Stadt grenzt und somit einen Blick auf die Skyline bereitstellt. Unseren ersten „Dip“ ins Meer der Gold Coast war sehr erfrischend!
Abends nahmen wir uns vor, die Innenstadt von Surfer’s Paradise zu erkunden, da wir für diesem wunderschönen Ort nur einen Tag Zeit eingeplant hatten. Wir blieben jedoch direkt am ersten Laden in unserem Blickfeld hängen: Australische, spottbillige Souvenirs, soweit das Auge reichte! Nachdem wir uns durch die Tonnen von Taschen, Kappen, Kissen und Kuscheltier-Koalas durchgekämpft hatten, machten wir uns auf den Weg Richtung Fußgängerzone. Doch ab der Mitte der Einkaufsstraße kamen wir nicht weiter: Eine große Traube an Menschen blockierte den Weg! Was war da los? Und dann entdeckten wir die Attraktion: Ein junger Mann mit Schildmütze, Trainigsjacke und Turnschuhen balancierte auf ein Leiter und jonglierte gleichzeitig eine Puppe, eine Axt und ein Messer. Da war es um Lars geschehen: Er musste diesen sonderbaren Jongleur kennenlernen.
Einige Minuten und einen Burger – übrigens ein ausgesprochen leckerer – später nahm Lars seinen Mut zusammen und kam mit dem Straßenkünstler ins Gespräch. Nachdem er nach 15 Minuten immer noch am Quatschen war, bog Leslie direkt in die nächste Shopping Mall ein…
An diesem Abend blieb es jedoch nicht bei einem Künstler: Wir durften ebenfalls dem Klang der Didgeridoo lauschen und von einem Zauberer mit Tricks überrascht werden. Surfer’s Paradise wurde für uns so an diesem Abend das Symbol für Straßenkunst. Inspiriert von den Künstlern beschlossen wir in unserem Kunstrausch, in Neuseeland selbst eine Vorstellung auf der Straße zu präsentieren – es blieb spannend, ob dieser Plan jemals wahr werden würde…
Am nächsten Morgen war es dann endlich soweit: Es war Weihnachten!
Und tatsächlich war es unser erstes Weihnachtsfest im Sommer. Zur Feier des Tages wollten wir den Sonnenaufgang anschauten. So packten wir um 4.30 unser Handtuch und liefen zum Strand. Doch als wir dort ankamen, war der Himmel leider nicht so orange-rot, wie wir ihn uns in unserer romantischen Weihnachtsstimmung vorgestellt hatten: Dicke, graue Wolken zogen durch den Himmel und ließen die Sonne nicht aufgehen. So nutzten wir die Zeit, um Energie für den Weihnachtstag zu sammeln und schliefen noch eine weitere Stunde am Strand…
Um 7:55 Uhr brachte uns der Greyhound zu dem eigentlichen Ort, den wir uns extra für die Weihnachtstage ausgesucht hatten: Das kleine Hippie-Städchen Byron Bay!
Und die „Hippie-Kultur“ konnten wir direkt spüren, als wir auf dem Weg zu unserem Weihnachtsdomizil durch die Stadt schlenderten: Neben Rainbow-Shops und dem Geruch nach Räucherstäbchen liefen die typischen, langhaarigen Hippies mit weiten Hosen und runden Sonnenbrillen in der Stadt umher.
Etwas abgelegen vom bunten Treiben fanden wir das „Glen Villa Resort“. Dieses Resort bestand aus vielen, kleinen Hütten, von denen Nummer 22 unsere etwas „luxuriöse“ Bleibe für die nächsten Tage war. Im Zimmer warf Lars sich direkt auf das riesige, schneeweiße Bett – endlich mal wieder genug Platz zum Schlafen und keine Schnarcher und Schniefer! Die perfekte Voraussetzung für tolle Weihnachtstage…
Natürlich wollten wir an unserem ersten Weihnachten im Sommer nicht die Gelegenheit versäumen, an Heilig Abend am Strand zu liegen. Doch als wir das Meer erblickten, traf uns plötzlich ein dicker Tropfen auf den Kopf. Das durfte nicht wahr sein! Regen an Weihnachten in Australien!
Doch es war nichts zu machen: Es prasselte nur so vom Himmel herunter.
Zum Glück war unsere Unterkunft in der Nähe, sodass wir schnell das Trockene suchen konnten…
Trotz des Regens verbrachten wir einen wunderschönen Weihnachtsabend. Vielleicht brachte uns der Regen und das ungemütliche Wetter sogar etwas mehr in Weihnachtsstimmung.
Da dieses Jahr alles umgedreht und anders war als sonst, setzten wir bei der Wahl unseres Weihnachtsessen, anstatt auf eine klassische Weihnachtsgans, ebenfalls auf etwas Sonderbares.
Nachdem wir uns schick gemacht hatten, sputeten wir in Regenjacken zum Restaurant „Elixiba“, indem uns ein veganes „Sechs-Gänge-Weihnachtsmenü“ serviert wurde. Und solch ein leckeres und ausgefallenes Essen hatten wir schon lange nicht mehr…
Am ersten Weihnachtsfeiertag schliefen wir so gut, dass wir erst um zehn Uhr aus unserem gemütlichen Bett schlüpften und ein ausgiebiges „Porridge-Blaubeeren-Smoothie-Frühstück“ genossen.
Gestärkt für den Tag machten wir uns nun auf den Weg zum „Cape Byron“, entlang dem wir zum bekannten Leuchtturm von Byron Bay wandern wollten.
Und endlich strahlte uns an Weihnachten die Sonne ins Gesicht! Wobei man zugeben muss, dass es ziemlich komisch ist, sich an Weihnachten mit Sonnencreme einzuschmieren. Aber wir wollten schließlich nicht genau so rot werden wie unsere Weihnachtsmützen…
Apropos Weihnachtsmützen, es ist kein Witz, keine Sage und keine Lüge: Die Australier liegen wirklich am „Christmas Day“ mit Weihnachtsmützen am Strand, wir haben es persönlich gesehen! Aber anstatt als Schutz gegen die Kälte dienen die Mützen hier eher als Sonnenschutz…
Nach einem anstrengenden Fußmarsch über den östlichsten Zipfel Australiens kamen wir endlich am Leuchtturm an und konnten eine einmalige Aussicht über die Bucht bei einem leckeren Eis genießen – Mmh!
Nach unserem Weihnachts-Walk entspannten wir uns am wunderschönen Strand von Byron Bay – aber diesmal zum Glück ohne Regen!
Abends wollten wir jedoch etwas traditionelle Weihnachtsstimmung. Mit lauter Weihnachtsmusik wie „Jingle Bell Rock“ und „Santa Claus is coming to town“ versuchten wir in unserer sporadisch ausgerüsteten Küche, die sogenannten „Schoko-Crossies-Weihnachtsplätzchen“ zu backen. Doch als wir die kleinen Häufchen formten, fielen sie alle auseinander. Ergebnis: Drei von 50 Plätzchen waren gelungen! Spontan zauberten wir ein Weihnachts-Schoko-Müsli aus dem missglückten Weihnachtsgebäck.
Unsere drei Weihnachtsplätzchen genossen wir nach dem Abendessen dann in vollen Zügen…
Den letzten Weihnachtsfeiertag begannen wir joggend am Strand.
Als Belohnung für diese Anstrengung planten wir, zum Frühstück Pancakes zu backen. Dafür hatten wir uns jedoch etwas verschätzt: Aus den eingekauften Zutaten ergab sich eine viel zu große Schüssel voll Teig, den es nun zu verwerten galt. Es war jedoch schon neun Uhr und somit hatten wir noch exakt eine Stunde bis zum Check-Out. Innerhalb dieser Stunde backte Lars 15 Pfannkuchen, während Leslie unsere 70 Sachen zusammenpackte und das Zimmer auf Vordermann brachte. Das nennt man Arbeitsteilung!
Den restlichen Nachmittag verbrachten wir schließlich pfannkuchenessend am Strand…
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