In einer Nacht- und Nebelaktion schlich Lars sich aus dem Camper. Leise öffnete er die Fahrertür, setzte sich ins Auto, startete den Motor und das Schicksal nahm seinen Lauf. Rückwärts ging es nun im Dunkeln in Richtung Steckdose. Kabel eingesteckt – Mission erledigt!
Doch leider verlief die Aktion nicht ganz reibungslos. Lars hatte nicht bedacht, dass die Klimaanlage ziemlich laut war, sodass wir eine ältere Dame, die wir aus ihren Wohnwagen gelockt hatten, nun langsam auf uns zukam. Wir waren auf alles vorbereitet: Rechtfertigung, Streit und Gemetzel. Doch dann stellten wir fest, dass die Dame einen kleinen Ventilator in der Hand trug. „What are you doing?“, fragte sie und erklärte uns, dass sie davon ausgegangen war, dass wir die Klimaanlage wegen der stechenden Hitze angeschaltet hatten und sie uns deshalb einen Ventilator bringen wollte. Völlig überrascht und zugleich erleichtert erläuterten wir ihr unser Problem: Mitten in der Nacht war unser Strom und somit auch der Kühlschrank ausgefallen und Lars hatte Angst um seine Schokokekse!
Naja, zumindest hatten wir durch diese Aktion am nächsten Tag auf dem Weg nach Katherine genügend Strom, um unsere Getränke und Schokolade zu kühlen…
Eine halbe Stunde vor Katherine waren die „Edith Falls“ auf einem Schild angeschrieben. Wir dachten: „Wasserfälle – das hört sich gut an“ und bogen direkt links ab. Nachdem wir eine Weile der Straße gefolgt waren, erblickten wir schließlich das Willkommensschild des „Nitmiluk-Nationalparks“. Diesen wollten wir von Katherine aus sowieso besuchen. Was für ein witziger Zufall!
Und auch dieser National war seinen Besuch wirklich wert! Nach fünf Minuten Laufweg erstreckte sich vor uns ein wunderschöner Gebirgssee, in den wir direkt hineinsprangen und uns abkühlten.
Nach einiger Zeit voller Entspannung und Abkühlung in den Edith Falls kam Leslie auf einmal auf die Idee, den zwei Stunden langen Walk zu den „upper falls“ zu laufen. Lars war leider nicht so überzeugt, jedoch konnte er Leslie trotz Warnen vor der Hitze und Anstrengung nicht von ihrer Idee abbringen. Also: eincremen, Wasser einpacken und los ging es bei 38 Grad die Felsen hinauf!
Oben angekommen, erhielten wir einen wunderschönen Ausblick über einen See mitten in den Felsen. Die Anstrengung hatte sich gelohnt!
Und selbst Lars war schließlich überzeugt von Leslies Idee, als wir angestrahlt von der Sonne durch die kühlen Edith upper falls schwammen…
Nach diesem erlebnisreichen Abstecher kauften wir in Katherine Proviant für unseren Roadtrip, bevor wir schließlich die Fahrt auf uns nahmen und im Sonnenuntergang zum freien Campingplatz direkt an der Straße fuhren.
Am nächsten Morgen klingelte der Wecker um 5.30 Uhr. Heute wollten wir den Tag am „Lake Argyle“, den wir von anderen Travellern sehr empfohlen bekommen hatten, verbringen. Doch da dieser noch drei Stunden von uns entfernt lag, packten wir unsere sieben Sachen zusammen und fuhren früh los, um den Tag dort nutzen zu können.
Etwas übermüdet fuhren wie so in Richtung Kununurra. Doch nach einer Stunde mussten wir einen Zwischenstopp einlegen: Wir überquerten die Grenze nach Western Australia!
Leider schafften es unsere am Tag zuvor eingekaufte Bananen und Äpfel nicht durch die Kontrolle, sodass wir sie dort lassen mussten.
Dass der Einkauf nicht umsonst war, verdrückten wir jeder an der Grenze noch einen Apfel und zwei Bananen. Mittagessen brauchten wir dann auch nicht mehr…
Der Grenzkontrolleur machte uns außerdem darauf aufmerksam, dass wir uns in einer neuen Zeitzone befanden. Anstatt 8 Uhr war es nun 6.30 Uhr. Wenn wir das gewusst hätten, wären wir nicht so früh aus den Federn gehüpft!
Naja, zumindest hatten wir für den restlichen Tag ein bisschen Zeit gewonnen…
Und darüber waren wir später sehr froh, denn der Lake Argyle bezauberte uns vom ersten Moment an.
Leider waren die Walking-Tracks nicht passierbar, da die Waldbrandgefahr in der Gegend sehr hoch war. Leslie fand das anfangs sehr schade, da sie den See gern erkundet hätte, wohingegen Lars von Anfang an froh darüber war, mal einen „entspannten“ Tag am Infinity-Pool zu verbringen. Doch aufgrund der traumhaften Aussicht waren wir am Ende des Tages beide überglücklich und schliefen tiefenentspannt ein.
Plötzlich klopfte es an unserer Tür. Als wir diese öffneten, erblickten wir in der Ferne ein großes Feuer mit rot-orangenen Flammen und dicken Rauchwolken. Einen Moment später trat ein Feuerwehrmann durch unserer Tür und fragte “ Hey, how is it going?“. Danach bat er uns, den Stellplatz zu wechseln, da das Feuer in unsere Nähe kommen würde und es etwas heiß werden könnte.
Etwas erschrocken und perplex setzten wir uns im Schlafanzug ins Auto und fuhren barfuß zum anderen Ende des Campingplatzes. Wir waren so beunruhigt, das es eine Weile dauerte, bis wir einschlafen konnten. Was für eine Nacht!
Am Morgen darauf schien wieder alles in Ordnung zu sein. Der Waldbrand war gelöscht und der Campingplatz kam langsam zum erwachen.
Als wir zum Abschluss nochmal die Aussicht am Pool genossen, ergab sich eine amüsante Situation: Anscheinend brauchten die übermüdeten Feuerwehrmänner, die die ganze Nacht durchgearbeitet hatten, ebenfalls eine Abkühlung von dem Trubel. Denn alle fünf Minuten kam einer, stellte seinen „Aufwach-Kaffee“ am Poolrand ab, zog seine Uniform und seine dicken Stiefel aus und sprang in Unterhose in den Pool. Das hatten sie sich verdient!
Selbst als wir uns auf den Weg nach Broome machten und unseren Besuch am Lake Argyle beendeten, folgte uns die Feuerwehr-Kolonne und machte sich auf den Heimweg.
Mit der Feuerwehr im Schlepptau konnte uns auf dem weiteren Weg nichts mehr passieren!
1 Kommentar
Elke · Oktober 24, 2019 um 6:09 pm
Hallo Leslie, hallo Lars
Gespannt verfolge ich euren Blog.
Ich werde aber bestimmt nicht so viele Kommentare schreiben, da es sehr langweilig für euch wäre, immer nur wow, oh, aaah, super und klasse zu lesen.
Freue mich schon auf die kommenden
spannenden Geschichten und Bilder.
Weiterhin tolle Erlebnisse und ganz viel Spaß wünscht euch Elke